Was trainiere ich wann oder wie die körperliche Entwicklung das Training beeinflusst

Jede Altersstufe verlangt nach anders abgestimmten Trainingsinhalten. Die Übungen müssen an das Alter bzw. an die Entwicklungsstufe der Kinder und Jugendlichen angepasst werden. In der F-Jugend Kondition zu bolzen und Runden ohne Ball laufen zu lassen macht nicht nur keinen Sinn, da die Zwerge dieses Training nur sehr schlecht adaptieren können. Es macht v.a. auch überhaupt keinen Sinn, da es schlicht verlorene Zeit ist. In jeder Altersstufe gibt es verschiedene Bereiche, in welchen die jungen Spieler ein Maximum an Fortschritt erzielen können. Und wiederum andere, welche die Kinder aktuell weniger bis kaum adaptieren können, da sie die mentalen und körperlichen Voraussetzungen noch nicht haben. Stichwort Grenzertragslehre!

Welche Trainingsinhalte sollen die Jugendspieler in welcher Altersklasse schwerpunktmäßig trainieren? Für was sind die Kids aufgrund ihres körperlichen Entwicklungsstand besonders empfänglich?

1. 4- bis 6-Jährige (Bambini, Kindergartenalter)

In dieser Altersstufe verbessern Kinder besonders schnell ihre Koordination. Daher liegt auf diesem Bereich der Trainingsschwerpunkt. Erste technische Elemente dürfen jedoch auf keinen Fall vernachlässigt werden. Vor allem die Ballgewöhnung und die Ballkontrolle sind wichtiger Bestandteil des Trainings. Vorerst sollten die fußballspezifischen Übungen jedoch nicht mehr als 30 Prozent des Trainings beanspruchen. Erst wenn wir die allgemeine Motorik der Kinder ausreichend entwickelt haben, können wir den fußballspezifischen Trainingsanteil langsam steigern. Die Kinder in diesem Alter stupide Runden laufen zu lassen, ist reine Zeitverschwendung. Und natürlich sollen die Kinder dies alles oft spielerisch und mit viel Spaß und Freude an der Bewegung lernen dürfen.

2. 7- bis 9-Jährige (F- und E-Jugend)

Noch immer sind die Grenzerträge in den Bereichen Koordination und Technik relativ hoch. Sprich: Kinder verbessern sich sehr schnell, wenn die Übungen ihre koordinativen und technischen Fähigkeiten fordern. In der F- und E-Jugend legen wir mit grundlegenden Fähigkeiten die technische Basis. Da Kinder in diesem Alter nun auch zum kleinen Teil ihre Ausdauer verbessern können, ist es sinnvoll, auch erste konditionelle Elemente in das Koordinations- und Techniktraining einzubauen. Dafür müssen sie jedoch keine Runden um den Platz laufen. Es genügt, konditionelle Reize durch eine besonders hohe Trainingsintensität zu setzen. Eine hohe Zahl an Durchläufen und geringe Pausen zwischen den Übungen reichen aus, um das konditionelle Potenzial der Kinder vollkommen auszuschöpfen. Durch den weiteren Anstieg der Grenzerträge im Bereich Koordination, durch günstige Körperproportionen und durch einen ersten enormen Anstieg der Willenskraft steigen nun ebenfalls die Grenzerträge in Bezug auf die Schnelligkeit und die Antrittsfähigkeit. Damit die Kinder auch in diesem Bereich gefordert werden, können technische und koordinative Übungen einfach mal in zwei Gruppen im Wettkampf gegeneinander ausgeführt werden. Voraussetzung ist natürlich das Beherrschen der Übung. Gepaart mit technischen Elementen sind nun erste Schnelligkeitsübungen wie das Training der Frequenzschnelligkeit und der Schnell- und Reaktivkraft sinnvoll. Ein isoliertes Schnelligkeitstraining, schon gar nicht ohne Ball, brauchen die Kinder noch nicht. Taktisch vermittelt man  den Kindern vor allem die Raumaufteilung sowie erste Offensivaktionen. Für das mannschaftliche Verteidigen fehlt das große Verständnis…noch.

Soweit also mal ein grober Überblick, was in diesen zwei Altersklassen Sinn macht und was nicht. Wie es denn nun in der D-Jugend aussieht oder was in der B-Jugend beachtet werden sollte, erkläre ich bald in einem zweiten Teil. Vielleicht habt ihr auch noch weitere Anregungen? Habe ich was vergessen oder was glaubt ihr sollte ergänzt oder kritisch angemerkt werden?

Eine gute Fußballzeit!

Euer Michi

2 Gedanken zu „Was trainiere ich wann oder wie die körperliche Entwicklung das Training beeinflusst

  1. Felix

    Hallo liebe Leute,

    Horst Wein empfiehlt in seinem Fußballentwicklungsmodell (2012) für Kinder von 7-9 Jahren, neben den technischen Fähigkeiten, insbesondere vereinfachte Spiele für Zweiermannschaften mit 2gegen1-, 1gegen1- und 2gegen2- Situationen. Diese altersgerechten Spiele bauen schrittweise aufeinander auf und helfen den Kindern durch geeignete Fragen das Spiel aktiv zu verstehen, die Probleme im Spiel (abhängig von Zeit, Raum, Gegner, Mitspieler) zu entdecken & wahrzunehmen und anschließend zu lösen.
    Auf die Schnellkraft und Frequenzschnelligkeit wird bei ihm gar nicht eingegangen, jedoch schon auf Reaktion und Aktion.

    (Darüber hinaus kommt in der F1 und E2 das bekannte Funinio mit seinen vorbereitenden Spiele hinzu. Ab der E1 dann Futsal und vereinfachte Spiele für Dreiermannschaften.)

    Diese reduzierten Spiele sollen dazu dienen, die Spielintelligenz der Spieler zu entwickeln. Sie sollen zur richtigen Zeit die richtige Entscheidung treffen.
    Das klingt für mich sehr sinnvoll. Was bringt es mir eine herausragende Technik oder einen explosiven Antritt zu haben, wenn ich nicht weiß wie man mit Raum, Zeit, Mitspieler und Gegner umgehen soll?

    Aus meinen bisherigen Erkenntnissen hat die Spielintelligenz gegenüber der Technik, Koordination und Schnelligkeit mindestens genauso viel Gewicht, wenn nicht sogar noch etwas mehr.

    Da ich erst ein paar Jahre Erfahrung im Kinderfußball als Trainer habe, interessiert mich sehr, welchen Wert ihr der Spielintelligenz oder auch dem Entwicklungsmodell beilegt.

    Viele Grüße

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    1. Michi Schuppke Beitragsautor

      Hallo Herr Müller,

      grundsätzlich haben Sie natürlich Recht, wenn sie die Frage aufwerfen, was es denn eine gute Technik bringt, wenn der Spieler nicht weiß, wofür er sie dann auch im Spiel später zielgerichtet einsetzen muss.
      Aber ich stelle die Gegenfrage: Was bringt mir der spielintelligenteste Spieler, der permanent richtige Entscheidungen trifft, offene Räume schnell erkennt etc., wenn er dann den Ball dorthin beispielsweise passen will, er aber auf Kniehöhe anfliegt oder er ins Aus gespielt wird, weil seine Passqualität einfach nicht gut ist?
      Daher muss der Spieler technisch herausragend ausgebildet werden. Und das eben genau dann in dem Altersbereich, in welcher sportwissenschaftlich die größten Lernerfolge im Technik-Lernen zu erzielen sind. Und das ist eben das Alter von 6/7 bis ca. 12/13 Jahren bevor es in die Pubertät geht. Das heißt, dass hier ganz klar der Schwerpunkt gelegt werden muss (neben der Koordination). Einfache Spiele wie Sie es oben beschreiben, sollen natürlich auch eingebaut werden. Das steht außer Frage, das begründen Sie ja sehr gut. Aber es darf nicht der Schwerpunkt sein. Denn sonst haben wir später den spielintelligenten Spieler, der aber ins Aus dribbelt und den Ball seinem Mitspieler schlampig hinklopft.

      Viele Grüße
      Michi Schuppke

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