Aufwärmen vor dem Spiel Teil 2 – Was tun mit Beginn der Pubertät?

In einem ersten Teil zum Thema Aufwärmen vor dem Spiel sind wir hauptsächlich darauf eingegangen, dass ein Aufwärmen vor dem Spiel ohne Ball – also ein pures Einlaufen – ein absolutes No-Go ist. Dies gilt v.a. für die klassischen Ausbildungsjahrgänge von der G- Jugend bis bin zur D-Jugend. Aber wie sieht es damit aus, wenn die Spieler in die Pubertät kommen? Was ist also mit dem Zeitraum ab dem zweiten Jahr D-Jugend, wenn die ersten Spieler genau in diese Lebensphase kommen und die Hormone nicht nur den Kopf vieler junger Spieler verwirren, sondern auch die Muskeln verändern?

Zunächst mal muss man sagen, dass meiner Meinung nach ein erstes Einlaufen ohne Ball in Frage zu stellen ist. Wieso soll auch ein Herrenspieler zunächst 5 Minuten ohne Ball hin und her laufen? Wieso kann auch dieses erste Einstimmen auf die kommende körperliche Belastung nicht mit Ball geschehen? Auch hier kann man doch wie bei den „Kleinen“ ein Viereck aufbauen und alle sollen 5 Minuten locker mit Ball im Viereck dribbeln und verschiedene Aufgaben durchführen. Das können auch Tricks sein, denn diese haben auch den schönen Nebeneffekt, dass sie auch einen Anspruch an die Beweglichkeit, Geschicklichkeit und Koordination im Allgemeinen darstellen. Natürlich können hier auch erste spielnahe Aufgaben erfüllt werden. Nach einem kurzen Eindribbeln sollen sich z.B. zwei Spieler einen Ball nehmen. Spieler Nummer 1 dribbelt kurz im Viereck an, führt eine Sohlenwende durch und passt dann zu seinem Mitspieler, welcher den Ball kurz annimmt und sofort mit der selben Aufgabe startet. Wenn das alles in einem moderaten Tempo stattfindet, dann habe ich nicht nur den gleichen Effekt auf den Körper wie beim anfänglichen Einlaufen ohne Ball, sondern doch eher einen Mehrwert durch eine schnelle Ballgewöhnung mit zusätzlichen Ansprüchen an die Beweglichkeit und Koordination.

Nach diesen fünf Minuten sollen sich die Spieler aktiv dynamisch andehnen. Dabei werden die Oberschenkelvorder- und rückseite, die Waden, die Hüftbeuger und die Adduktoren mit einbezogen. Dabei sollen in den Dehnübungen auch erste stabilisierende Elemente eingebaut werden. Ein Beispiel: die Spieler gehen im Stand in die Dehnung der Oberschenkelvorderseite. Nach 5 Sekunden strecken sie die freie Hand nach oben und drücken sich mit dem Standbein einmal nach oben. So werden zusätzlich noch die Fußgelenke mit stabilisiert und aktiviert.

Danach würde ich genau die gleiche Übung als nächstes für meine Spieler aufbauen wie bei den jungen Kickern.  In der Übung Basics – Wendetechniken und Wendetechniken 2 dribbeln die Spieler, führen fußballspezifische Tricks durch (z.B. Sohlenwenden oder Schusswenden) und spielen Pässe. Also alles, was sie nachher im Spiel auch benötigen. Dies machen die Spieler so für ca. 5 Minuten und dabei wird auch das Tempo schon ein wenig angezogen, um die Spieler auf die spielspezifischen Belastungen vorzubereiten. Danach wird ein wenig getrunken, ehe die Spieler im selben Aufbau für weitere 5 Minuten fußballspezifische Movement Preps durchführen. Der erste Spieler führt z.B. zum oberen Hütchen einen Prellhopserlauf durch und trabt zurück, dann führt der nächste Spieler dies aus usw. Jede dieser Übungen soll jeweils zweimal durchgeführt werden, ehe dann die anderen Übungen vollzogen werden (Handwalks, Telemarks, seitliche Ausfallschritte, Anfersen im Hopserlauf, aktive Standwaagen etc.).

Danach sollten die Spieler zum beliebten Torschuss übergehen, wobei auch hier meiner Meinung nach genau das Gleiche gilt, wie bei den Kindern. Alle Spieler haben einen Ball. Dann müssen zwei Gruppen gebildet werden. Ein Gruppe befindet sich zentral vor dem Tor, die andere Gruppe wartet mit Ball neben dem Tor. Der erste Spieler dribbelt an, führt einen Frontaltrick durch und schießt auf das Tor. Danach bekommt er im Anschluss einen zweiten Ball als Spannball oder Flugball von seinem Mitspieler neben dem Tor zugespielt, welchen er annehmen und abschließen soll. Danach holen beide Spieler ihre Bälle und tauschen die Positionen und damit auch ihre Aufgaben. Das Ganze kann nochmal 5 Minuten dauern. So schlägt man auch zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn die Spieler schießen nicht nur auf das Tor, sondern spielen auch lange Pässe. Diese sollten übrigens nicht aus dem Stand gespielt werden, da dies im Spiel so gut wie nie vorkommt. Die Spieler sollen sich den Ball also einmal vorpassen oder eine kurze Sohlenwende spielen, bevor sie den langen Ball spielen.

Zum Abschluss sollen die Spieler noch ein kurzes und intensives 5:5 oder 6:3 plus 1 spielen. Die Ersatzspieler sollen währenddessen Flugbälle spielen, hohe Bälle sauber annehmen, diese danach DropKick-Stoppen oder ähnliche, grundlegende technische Aufgaben durchführen. Dadurch automatisieren sie diese Abläufe weiter und bleiben zudem unter Spannung, falls sich doch noch ein Spieler der ersten 11 verletzt.

Durch dieses Aufwärmen trägt man in diesen Altersklassen beiden wichtigen Kriterien Rechnung. Zum einen wärmen sich die Spieler fußballtechnisch auf, gewöhnen sich schnell an den Ball und führen auch mit kurzen Belastungssteigerungen fußballspezifische Techniken durch. Zum anderen wird der Körper im Allgemeinen und die Muskulatur im Speziellen durch ein aktives, dynamisches Dehnen und den Movement Preps optimal auf die Spielbelastungen vorbereitet. Die Leistungsfähigkeit wird erhöht und zeitgleich die Verletzungsanfälligkeit reduziert. 

Was nun noch das Ganze abrunden würde, wäre ein kurzes Einrollen mit der Black Roll noch vor dem Aufwärmen auf dem Platz. Dies sollte also noch in der Kabine oder in einem Gymnastikraum oder ähnlichem stattfinden. Dabei sollte jeder Muskel zügig 5-6 Mal gerollt werden. Dann wäre das Ganze wirklich perfekt!

Ich hoffe, ich konnte einen ganz guten Überblick zum Thema Aufwärmen vor dem Spiel schaffen. Natürlich sind das Anhaltspunkte und natürlich sollte hier jeder seine eigenen Ideen einbringen. Nur BITTE: NIE WIEDER OHNE BALL IM KREIS EINLAUFEN!

Eine gute Fußballzeit!

Euer Michi

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