Jugendfußball im Verein – Gleichbehandlung von Jugendspielern

Im Jugendfußball ist in den Vereinen immer wieder zu beobachten, dass die so wichtige Gleichbehandlung von Jugendspielern oft nur auf dem Papier stattfindet. Um eine Einheit nach innen und nach außen zu bilden, wäre diese aber so dringend notwendig. Und nur so kann langfristig erfolgreiche Nachwuchsarbeit und Jugendausbildung stattfinden. Was ist damit genau gemeint? Was meine ich mit Ungleichheit?

Viele Spieler werden auf Grund Ihres besonderen Talents mit Sonderrechten ausgestattet während andere Mitspieler zurückgesetzt werden. Das „erkannte Talent“ wird dabei nicht ausgewechselt, darf stets alle Standardsituationen schießen und darf auch häufiger Alleingänge starten als seine Mitspieler. Diese Form der Klassifizierung tritt auf Grund der schon bereits aufgeführten Argumente viel zu früh ein. Diese Klassifizierung hat in zweierlei Gesichtspunkten seine Nachteile.

Für den bevorzugten Spieler birgt dies die Gefahr der Selbstüberschätzung, der Gefahr des nachlassenden Ehrgeizes im Training und der Gefahr von charakterlich-sozialem Fehlverhalten, sprich dem Verlust des Team-Gedanken.

Für die bzw. den benachteiligten Spieler birgt die Klassifizierung die Gefahr des Verlustes von Selbstvertrauen und der damit verbunden Entwicklungsmöglichkeit innerhalb des Teams. Dieser Spieler wird sich einfach nicht trauen, mal einen Alleingang zu starten sondern wird immer brav darauf bedacht sein, möglichst wenig Fehler zu machen. Auch seine Einsatzzeiten werden geringer sein als die der stärkeren. Damit wird er sich nicht so gut entwickeln wie die bevorzugten Spieler.

Was wir als Trainer nicht verhindern können, ist die natürliche Entwicklung einer Hirarchie innerhalb einer Mannschaft. Es werden sich  hier auf ganz natürliche Weise sogenannte Alpha- Tierchen sowie Indianer heraus kristallisieren. Entscheidend ist nur, dass ein Trainer die Fähigkeiten besitzt diese Entwicklung innerhalb des Teams bestmöglich zu steuern. Viele Trainer machen den Fehler diese Entwicklung zu unterstützen und zu untermauern, in dem sie die stärkeren Spieler häufiger und besonders gegen starke Gegner bevorzugt einsetzen und den schwächeren Spielern an Einsatzzeiten nehmen.

Wenn alle Spieler zu gleichen Teilen unabhängig von der Spielstärke des Gegners spielen dürfen, können  sich alle Spieler optimal entwickeln. Sowohl physisch als auch psychisch. Auf diese Weise kann sich die Schere zwischen starken und schwächeren Spielern schließen. Eine komplette Angleichung wird es natürlich nie geben, aber eine größere Annäherung als sonst auf jeden Fall. Kinder die noch nicht so gut spielen, machen in der Entwicklung naturgemäß größere Schritte als Kinder die schon sehr gut sind. Und in Summe macht es die Mannschaft erfolgreicher, weil die Mannschaft in der Breite an Qualität zunimmt. Dafür braucht es in jüngeren Jahrgängen Geduld und das Wissen und Bewusstsein, dass Spiele verloren zu Beginn verloren, wenn alle Spieler mitgenommen werden.

Starke, talentierte Spieler sollen sich natürlich entwickeln dürfen

Um die stärkeren Kinder in Ihrer Entwicklung trotzdem nicht zu bremsen, ist die Kadergröße von entscheidender Bedeutung.  Sie muss so gewählt werden, dass schwächere Spieler eingebaut werden können und der starke Spieler demnach nicht an Spielzeit verlieren muss. Das heißt, in der E-Jugend sollen bei 7 spielberechtigten Spielern keine 15 Spieler im Kader sein. Das wird keinem gerecht. 10 Spieler sind das Maximum. Wenn man dennoch 15 Spieler haben muss, aus welchen Gründen auch immer, dann muss man versuchen, mit zusätzlichen Freundschaftsspielen hier einen Ausgleich zu schaffen.

Um eine Gleichbehandlung sowohl zwischen den Kindern als auch zwischen Trainer und Kindern zu sichern ist es sinnvoll, die Spieler im Training als auch zum Spiel gleich zu kleiden. Trainingsanzüge im Training, Ausgehanzug oder zumindest ein Aufwärmshirt beim Spiel wären optimal.

Auf diese Weise werden soziale Ungleichheiten im Fußball und damit einhergehende soziale Probleme im Fußball verbannt. Das Team wird wie oben erwähnt auf Dauer erfolgreicher spielen. Die Stimmung im gesamten Team ist eine Bessere. Weil eben alle – Spieler, Trainer, Eltern und Verantwortliche – ein Team sind. Weil dies dann auch gelebt wird, nach innen und nach außen.

Eine gute Fußballzeit!

Euer Michi

3 Gedanken zu „Jugendfußball im Verein – Gleichbehandlung von Jugendspielern

  1. Johanna

    Guten Morgen Michi,
    Wir leben auf dem Dorf und meiner Großer spielt seit diesem Jahr in der f-Jugend. Ca 20 Kinder trainieren zweimal die Woche zusammen. Der Trainer versucht zwar ein Team zu bilden, stellt bei Spieltagen aber dennoch drei Mannschaften, die nach Stärke der Spieler eingeteilt werden. Mannschaft 3 verliert somit ständig, Mannschaft 1 gewinnt. Natürlich werden die Gewinner gefeiert. Mir gefällt das irgendwie überhaupt nicht, da die starken Spieler die weniger starken bzw. jüngeren Spieler häufig hänseln. Der Trainer verteidigt sein vorgehen damit, dass alle Spieler auf ihrem Niveau spielen und somit optimal gefördert werden. Was denkst du darüber.

    Vielen Dank und viele Grüße
    Johanna

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    1. Michi Schuppke Beitragsautor

      Hallo Johanna,

      Optimale Förderung kann hier ja gar nicht stattfinden, da dazu ja immer auch der Aufbau eines gesunden Selbstbewussteins gehört. Und bei Team 3 wird das nicht stattfinden. Nicht nur durch die Ergebnisse bedingt, auch die Gängeleien der Mitspieler aus den anderen beiden Teams.
      Ausbildung findet hier wieder rein ergebnisorientiert statt. Selbstbewusstsein kann wie gesagt hier nicht aufgebaut werden. Und das braucht ein junger Spieler, um sich auch technisch weiter zu entwickeln. Denn nur so wird er sich trauen, im Spiel Dinge auszuprobieren. Und nur so kann er sich dann auch technisch/taktisch weiterentwickeln. Ansonsten findet hier keine und eine geringe Entwicklung statt. Und wie auch von dir angedeutet, entsteht natürlich auch kein Teambuilding, sondern die Grüppchenbildung wird gefördert. Grundsätzlich ist der Gedanke schon nicht verkehrt, leistungshomogene Gruppen zu bilden. Dann müssen die aber auch leistungsentsprechend in der Liga angemeldet werden, so dass die schwächeren auch wirklich gegen gleichstark spielen. Aber grundsätzlich kann man in der F-Jugend schon auch noch mischen. Denn wir wissen doch jetzt gar nicht, ob aus dem vermeintlich Schwachen nicht noch eine Rakete wird. Eine gesunde Mischung wäre es doch eigentlich. Und um die aktuell stärkeren noch besser zu fördern, können ja unter der Woche spezielle Freundschaftsspiele ausgemacht werden. Das gilt natürlich auch für die anderen.

      Dann erreiche ich alles: Förderung aller Spieler und Teamgeist aufbauen (ALLE gehören dazu!). Und leistungsorientiert trennen muss ich später sowieso (Ende D-Jugend, Anfang C-Jugend). Aber bis dahin vergeht viel Zeit. Und wer weiß, wer sich dann noch so alles hervortut?
      Viele Grüße

      Michi

      Antworten
  2. Johanna

    Vielen Dank, Michi, für deine ausführliche Antwort. Das bestätigt mich sehr, dass ich in diesem Fall nicht einfach nur eine unzufriedene Mutter bin, sondern, dass es handfeste und erprobte Alternativen gibt. Großes Lob an euch!

    Viele Grüße Johanna

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