Die Ausbildungsphasen im Jugendfußball – Der Fußballkindergarten Teil 2

In einem ersten Teil habe ich bereits kurz skizziert, warum der Fußballkindergarten oder das Bambinitraining für 4-6 jährige Kinder sich so unterscheidet von einem Fußballtraining ab der F- oder E-Jugend. Jetzt möchte ich kurz erklären, wie eine Trainingsstunde mit den Zwergen so aussehen sollte.

Den Anfang einer Trainingsstunde im Fußballkindergarten bilden kleine Spiele, zum Beispiel Fangspiele. Wir verwenden gern Klassiker, die den Kindern vertraut sind, nehmen bei denen aber immer einen Ball hinzu. Zum Beispiel: Wer hat Angst vorm Roten Teufel? Der Fänger hat keinen Ball. Die Kinder, die in einem abgesteckten Spielfeld auf die andere Seite wollen, dribbeln dagegen mit Ball. Können sie das noch nicht so gut, kann man sie den Ball auch mit der Hand rollen lassen. Die Ballkontrolle der meisten Kinder ist – verständlicherweise – wirklich noch nicht so gut. Der Fänger bekommt den Auftrag, den anderen Kindern den Ball wegzunehmen. Wichtig ist auch hier eine bildliche Sprache. Kinder verstehe solche Übungen sehr viel besser, wenn man ihnen erklärt, dass der Fänger ein Angler sei, und es auf die Fische (die Bälle) abgesehen habe.

Weiter geht es dann mit Spielen wie Zimmer aufräumen. Dafür wird ein Spielfeld durch Bänke oder Hütchen geteilt. In jeder Hälfte stehen fünf Kinder und müssen nun die Bälle in die andere Hälfte schießen (oder, bei ganz kleinen Kindern werfen). Nach zwei Minuten ruft man Stopp und schaut, wer sein Zimmer besser aufgeräumt hat. In so einem Spiel sind die Kinder permanent am Laufen. Quasi nebenbei lernen sie, sich nach dem Ball umzuschauen und auf das Spielfeld zu achten. Je verspielter das Training, desto besser. Monotone Passübungen mit zwei Kindern, die sich gegenüberstehen, haben im Fußballkindergarten nichts zu suchen.

Ein Fußballkindergarten findet übrigens am besten in einer Turnhalle statt, da dort die Bälle nicht irgendwo im Gebüsch landen, sondern ins Feld zurückspringen. Oft trainieren die Kleinen jedoch auf einem Stück Wiese. Stecken Sie das Feld mit Hütchen ab. Die Kinder werden allerdings in neun von zehn Fällen nicht merken, wenn sie mit dem Ball ins Aus gelaufen sind. Hier muss der Trainer führen „Alle Kinder wieder zurück ins Viereck.“ Spielen Sie als Trainer auch sofort einen neuen Ball ein, sobald dieser aus dem Feld rollt. „Nicht nachlaufen! Stop Thomas! Hier ein neuer Ball. Und weiter geht´s.“ Bereits im Fußballkindergarten wollen wir die Kinder so lang wie möglich bewegen und nicht etwa zehn Kinder darauf warten lassen, dass eines den Ball holen geht.

Im Bambini-Alter ist es möglich und nötig ein- und dieselbe Übung oder aber Aufwärmspiele öfter zu wiederholen. Die Kinder verlangen meist sogar nach ihren Lieblingsübungen und -spielen. Allerdings gilt auch hier: Mache ich ausschließlich immer dieselben Übungen, entwickle ich mich nicht weiter. Wiederholungen ja, aber nicht, ohne Varianten oder andere neue Übungen zu vernachlässigen.

Den Abschluss der einstündigen Trainingseinheit bildet ein Spiel in kleinen Gruppen, etwa im Drei gegen drei oder aber mit mehreren Bällen. Ganz besonders bei kleinen Kindern sieht man, wohin der Wahn bereits in der Ausbildung den großen Fußball zu simulieren, führt. Im Sechs gegen Sechs wogt binnen Sekunden eine Traube von Spielern über den Platz. Fünf Beine treten nach dem Ball. Technische Verbesserungen werden sich bei einem solch wilden Gebolze bei den Kindern nicht einstellen. Das Problem ist: Die Kleinen können – auch wenn Sie sich als Trainer noch so sehr Mühe geben – das große Feld noch gar nicht beherrschen. Der periphere Blick, also die Größe des Gesichtsfeldes ist in diesem Alter noch sehr eng. Freie Anspielstationen die außerhalb des beschränkten Blickfeldes liegen, werden, auch wenn es uns Erwachsenen unmöglich erscheint, von den Kindern schlichtweg nicht wahrgenommen. Mit einem Spiel Sechs gegen Sechs auf dem für Minikicker großen Kleinfeld tut man den Kindern definitiv keinen Gefallen.

Auch in das Abschlussspiel lassen sich kreative Elemente einbauen. So kann man beispielsweise am Spielfeldrand noch ein Minitor (oder eine kleines Hütchentor) aufstellen. Nach jedem Treffer im Spiel hat der Torschütze die Möglichkeit auf einen Bonustreffer, wenn es ihm gelingt, einen fest vor dem Mini-Tor liegenden Ball sicher einzuschieben. Sein Team spielt unterdessen allerdings in Unterzahl weiter. Wir spielen auch ohne Einwürfe. Bis zur F-Jugend machen das Training oder die Korrektur von Einwürfen ohnehin keinen Sinn. Wie weit kann ein G- oder F-Jugendlicher überhaupt werfen? Einen Meter vielleicht. In diesem Alter ist ein Einwurf kein Vor- , sondern ein Nachteil. Warum sollen wir jedoch etwas trainieren, das später von ganz allein weggeht? Ab der E-Jugend sollten Sie die Einwürfe verbal korrigieren, damit sich den Kindern die richtige Bewegung nach und nach einprägt. Trainingszeit sollte für das Einstudieren von Einwürfen nicht verwendet werden. Es reicht vollkommen aus, wenn die Einwürfe in der D-Jugend sitzen. Rollt beim Spiel der Ball ins Aus, spielen Sie daher gleich einen neuen Ball ein, damit das Spiel nicht durch langes Ballholen unterbrochen wird. Während des oder der Abschlussspiele sollten Sie daher alle Bälle immer bei sich zentral zu liegen haben.

Vergessen Sie nicht, dass sie auch im Abschlussspiel den Kindern mit Kommandos und Hinweisen zur Seite stehen und Sie nicht sich selbst überlassen. Je jünger die Kinder sind, desto einfacher müssen die Kommandos auf dem Platz sein. Einen G-Jugendlichen braucht man nicht zu sagen, dass er eine Schussfinte machen soll. Weil er noch gar nicht weiß, was das ist. Wenn er jedoch mal wieder auf einen Pulk zuläuft, kann ihm das Kommando „Dreh um“ durchaus weiter helfen. Im Fußballkindergarten bezeichnen wir das eigene Tor als Zuhause. Wenn die Kinder den Torwart anspielen sollen, kommt das Kommando „Spiel nach Hause.“  Statt „Spiel zum Torwart“. So erspart man den Kindern unnötiges Nachdenken darüber, ob sie nun den Ball zurückpassen oder aufs generische Tor schießen sollen. Es stehen ja zwei Torhüter auf dem Platz.

Freundschaftsspiele im 7 gegen 7 brauchen die Kinder im Fußballkindergarten noch nicht. Um die Kinder auf Wettkampfsituationen einzustimmen, eignen sich Turniere mit mehreren Mannschaften bei denen 3 gegen 3 gespielt wird. Eine tolle Möglichkeit ist es, die Kinder durchzumischen. Laden Sie einen Nachbarverein ein, und bilden sie aus Mannschaften mit Kindern beider Vereine. Sofort ist dann auch der Druck der Eltern weg und der Fußball steht im Vordergrund. Die Botschaft eines solchen Turnieres lautet am Ende nicht: Die Münchner haben gewonnen, die Regensburger haben verloren. Sondern: Wir haben gemeinsam Spaß gehabt. Nochmal: Wir wollen Fußball lernen und nicht Fußball gewinnen. Bei einem unserer Spiele lief einmal nebenan ein G-Jugendspiel. Mit einem Schiedsrichter der falsche Einwürfe gepfiffen hat und mit zwei Trainern, die nur aufs Gewinnen aus waren. Eine der beiden Mannschaften hatte ein großes Kind in seinen Reihen, das alles in Grund und Boden gerannt hat und die Partie so einseitig gestaltet hat, dass sein Torwart in der gesamten Partie nicht ein einziges Mal an den Ball kam. Er stand die ganze Zeit im Tor und langweilte sich. Mal abgesehen davon, dass er in dieser Zeit fußballerisch nichts gelernt hat. Das ist schlicht verrückt!

Welche konkreten Trainingsinhalte sollen denn nun trainiert werden? Was sind Trainingsziele bei den Bambinis?

Das erkläre ich dann noch in einem dritten und letzten Teil.

Bis dahin eine gute Fußballzeit!

Euer Michi Schuppke

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