Die Ausbildungsphasen im Jugendfußball – Der Fußballkindergarten

Noch vor fünf Jahren waren Fußballkindergärten für vier bis sechsjährige die Ausnahme in Vereinen. Heute findet man das Bambinitraining relativ häufig. Gut so, denn ein zu früh, um mit dem Fußball oder mit Sport allgemein anzufangen, gibt es nicht. In der Regel sind Kinder ab vier Jahren in der Lage einmal in der Woche an einem einstündigen Fußballtraining teilzunehmen. Oftmals bringen auch dreieinhalbjährige oder sogar noch jüngere Kindern die körperlichen Voraussetzungen mit, sind aber anfangs in der Gruppe zu schüchtern. Es ist eben etwas anderes, wenn ein Kind mit seinem Papa Fußball spielt und den Zeitpunkt des Endes selbst bestimmen kann, als wenn es eine Stunde lang mit einer ihm fremden Person bei der Sache bleiben soll. Was muss also beim FuKiGa beachtet werden? Wie soll ein Training aussehen und welche Voraussetzungen sollte der Trainer mitbringen?

Viele Eltern machen den Fehler, dass sie nach drei, vier Trainingseinheiten entscheiden, dass es keinen Sinn macht, dass ihr Kind am Training teilnimmt, da es sich das Ganze meist nur von draußen anschaut. Es ist vollkommen normal, dass gerade Drei- und Vierjährige im Training mal zur Mama gehen. Die selbst gewählte Pause sollte vom Trainer auch nicht sanktioniert werden. Bitten Sie das Kind nach ein paar Minuten wieder ins Training. Am besten, indem Sie ihm eine Aufgabe geben: „Kannst Du mir bitte den Ball dort hinten holen?“ Kommt das Kind der Bitte nicht nach, bleiben Sie entspannt und lassen Sie ihm Zeit. Die Kinder müssen sich an das Training herantasten. Das Eis muss erst brechen. Andere Kinder, andere Eltern. Das muss ein Kind verarbeiten. Mit der Zeit werden die Pausen bei Mama immer kürzer und hören schließlich ganz auf. Geduld – von Trainer und Eltern – ist den Kindern in dieser Situation die größte Unterstützung. Ganz wichtig: Bitten Sie die Eltern vor dem Training, dass sie ihrem Kind einen Doppelknoten in die Schuhe machen. Sonst sind Sie als Trainer im Fußballkindergarten die meiste Zeit damit beschäftigt, Schleifen zu binden. Und die Kleinen müssen nicht so oft zur Mama laufen. Ansonsten sind Fußballschuhe mit Klettverschluss eine Alternative.

Natürlich sieht ein Fußballtraining mit 4 bis 6-Jährigen vollkommen anders aus, als später in der F- und E-Jugend. Im Bambini-Training geht es ums Rennen und ums Spaß haben. Im Vordergrund stehen Bewegung und Ballgewöhnung. Das Hauptziel ist, die Kinder so vielseitig wie möglich zu bewegen und ihnen erste Tricks wie das Ziehen, das Vorlegen, den Fußwechsel oder den Übersteiger beizubringen. Animieren Sie die Kinder von Anfang an beide Füße zu benutzen. Das Erlernen der Beidfüßigkeit steckt in unseren Übungsaufbauten bereits mit drin. Je nachdem, mit welchem Fuß man bei einer Übung rauskommt, mit dem wird auch geschossen. Das Laufen von Bögen, also das Umlaufen des schwachen Fußes, sollte eingeschränkt werden. Natürlich wird es Kinder geben, die das nicht gut finden und anmerken werden, dass der rechte Fuß doch ihr starker sei. Doch sagen Sie Ihnen, dass die besten Spieler der Welt beidfüßig sind und ermahnen Sie sie immer wieder, es zu tun; dann werden sie sich auch schnell daran gewöhnen und werden bald merken, dass der andere Fuß auch gar nicht so schwach ist.

Im Fußballkindergarten müssen die Kinder in einer möglichst bildlichen Sprache permanent angeleitet werden. Wenn unsere Kinder im Fußballkindergarten in auf den Boden liegende Ringe springen sollen, dann handelt es sich bei den Ringen natürlich um Inseln und drum herum ist Wasser, in dem wir uns nicht die Füße nassmachen wollen. Wenn man eine Hütchenreihe aufstellt und die Kinder darüber Skippings laufen sollen, handelt es sich um kleine Vulkane, über die die Kinder springend laufen sollen. Auf diese Weise kann man sogar im Fußballkindergarten auch mit einer Koordinationsleiter arbeiten. Sobald die Kinder schnell genug sind, lassen Sie sie auf den Zehenspitzen durch die Leiter flitzen. Mit einem Kommando wie „Stellt euch vor, der Boden ist ganz heiß und ihr müsst so schnell wie möglich auf die andere Seite gelangen.“ werden die Kinder versuchen alles aus sich herauszuholen. Der Effekt: Je mehr die Kinder auf den Zehenspitzen laufen, desto besser sind die Strecker in der Wade entwickelt und die Stabilität in ihren Sprunggelenken wird größer. Mit den richtigen Übungen greift so in einem guten Training ein Rädchen ins Andere. Arbeiten Sie, wenn möglich, sowohl mit optischen, als auch mit akustischen Reizen. Im Fußball müssen Kinder später permanent optische Reize verarbeiten können. Das muss trainiert werden. Statt das Signal zum Loslaufen bei einer Übung per Pfiff oder Kommando zu geben, werfen Sie einen Ball in die Luft und die Kinder dürfen erst starten, wenn der Ball den Boden berührt hat.

Wichtig ist bei den Bambini auch die Orientierung. Die lässt sich zum Beispiel schulen, in dem zwei Kinder zum Beispiel vor dem Torabschluss der Übung die Bälle tauschen müssen. Damit die Bälle nicht gegeneinanderprallen, muss ein Kind den Ball mit dem Fuß spielen, das andere den Ball werfen. Beide Kinder müssen sich nicht nur aufeinander, auf den eigenen sondern auch auf den neuen Ball konzentrieren. Sie werden einige Versuche und einigen Stimmbandeinsatz brauchen, bis dieser nach außen hin so einfache Balltausch sitzt.

Sitzt eine Übung, kann man mit verschiedenen Balltypen arbeiten: Tennisbälle, Softbälle, Volleybälle. Nur bitte keine Luftballons wie manche Lehrwerke vorschlagen. Mit einem Luftballon kann selbst ein Dreijähriger einen Ball ohne Probleme hochhalten. Keine Herausforderung – kein Lerneffekt.

Wie soll nun eine Trainingsstunde aussehen? Dazu möchte ich in einem zweiten Teil ein wenig näher eingehen.

Bis dahin eine gute Fußballzeit!

Euer Michi Schuppke

P.S.: An dieser Stelle sei nochmal an einen Gastbeitrag von Christian Schalk und seiner Soccerkiste erinnert. Er schrieb damals über den Bambini Trainer. Dass das nicht jeder kann, erklärte er in seinem Artikel „Bambini Training? Das kann doch jeder!“. 

Ein Gedanke zu „Die Ausbildungsphasen im Jugendfußball – Der Fußballkindergarten

  1. Helga

    Einen Fußballkindergarten wäre es sinnvoll, zu durchleben! Erst später wird der Sohn sein Gefühl zu Fußball erkennen. Für die Spiele in dieser Saison haben wir herrliche Pokale für die Sieger. Die sollen an den Abschied vom Fußballkindergarten erinnern. Hoffentlich läuft der Start ins weitere Leben gut!

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert