Julian Nagelsmann – Mit 28 Jahren zu jung für das Trainergeschäft?

Ein Name war letzte Woche in der Presse hinsichtlich der Berichterstattung über die Bundesliga immer wieder zu lesen: Julian Nagelsmann. Der 28 Jahre alte Fußballtrainer hat nach dem überraschenden Aus von Huub Stevens sofort die Profis der TSG Hoffenheim als Cheftrainer übernommen. Und in diesem Zusammenhang wurde eine Frage heftig diskutiert: Ist Julian Nagelsmann mit 28 Jahren nicht zu jung, um gestandene Fußballprofis zu trainieren und sie zu führen? Es stellt sich also für Viele die Frage nach der Autorität, v.a. natürlich gegenüber älteren Profis.

Man kann die Frage auch anders formulieren: Ist Autorität im Trainergeschäft eine Frage des Alters oder eine Frage des Wissens und Könnens? Tendenziell würde ich sagen, dass es eher eine Frage des Wissens und des Könnens ist. Wenn ein junger Trainer mit einem tollen, abwechslungsreichen, intensiven und anspruchsvollen Training punkten kann und seine taktischen Spielbesprechungen einfach gut sind, dann wird das jeden Spieler egal welchen Alters beeindrucken. Wenn er dazu noch ein netter und korrekter Typ vor den Spielern steht, dann ist schon viel erreicht. Ich denke, dass ein guter Trainer heute unbedingt beides verkörpern muss. Er muss inhaltlich gut sein und menschlich eine gemeinsame Ebene zu den Spielern finden. Nur das führt zu langfristiger Autorität. Spätestens wenn es Mißerfolg gibt, hat ein Trainer immer dann ein Problem, wenn er diesen nicht inhaltlich sauber begründen kann, sondern mit Phrasen wie „Wir müssen mehr Gas geben“ oder „Es sind jetzt 120% wichtig“ versucht, die Spieler wieder in die Erfolgsspur zu führen. Autorität ist also demnach keine Frage des Alters, es muss wie gesagt inhaltlich und menschlich einfach passen. Sonst hat kein Trainer der Welt auch nur annähernd dauerhaft Erfolg. Auch die älteren Spieler werden dann wohl einen jungen Trainer akzeptieren.

Aber es gibt dabei meiner Meinung nach noch einen anderen Aspekt, den man in Zusammenhang mit der Person Julian Nagelsmann diskutieren muss. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein junger Trainer mit 28 Jahren im Umgang mit Spielern mal einen Fehler macht, ist relativ groß. Eben aufgrund seiner noch geringen Lebenserfahrung.  Dies betrifft v.a. den Fall, wenn der Erfolg mal für ein paar Spiele ausbleibt. Wir alle kennen die üblichen Mechanismen, die dann in Kraft treten. Sei es von Seiten der Presse aber auch von den Spielern, die nicht spielen, wird Unruhe zu erwarten sein. Ein Beispiel ist Kevin Kuranyi, der es momentan in Hoffenheim schwer zu haben scheint. Also ein älterer, potenziell unzufriedener Spieler, der sich aufgrund seiner Vergangenheit mit Sicherheit nicht auf Dauer mit der Auswechselbank oder der Tribüne zufrieden gibt. Sobald hier längerer Mißerfolg da ist, wird so ein Spieler natürlich Ansprüche erheben. In so einem Fall wird ein älterer und erfahrener Trainer eher die richtigen Entscheidungen und eher den richtigen Ton treffen, als ein junger und unerfahrener Trainer.

Autorität ist somit zunächst mal keine Frage des Alters. Aber sie steht im Falle des Mißerfolgs naturgemäß, und der wird sicher irgendwann kommen, in einem nicht unerheblichen Zusammenhang mit dem Alter. Von daher bleibt zu hoffen, dass ein junger Trainer Julian Nagelsmann mit 28 Jahren diesen Spagat schafft und nicht schon so jung in diesem Geschäft verheizt wird.

In diesem Sinne eine gute Fußballzeit!

Euer Michi

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert