Bundesliga und Transfers in Zeiten von Corona

Der April ist normalerweise die heiße Phase der Transfers für den Sommer. Für die Manager heißt das viel Arbeit und Planung und besonders auch Abschätzen was die Zukunft bringt. Wird das Saisonziel erreicht? Spielt der Verein nächstes Jahr international? Oder in welcher Liga spielen wir in der nächsten Saison? Diese Fragen sind aktuell schwierig bis unmöglich zu beantworten. Corona hat auch die Bundesliga fest im Griff. Was die aktuelle Lage mit den Ablösesummen und der Situation der Vereine allgemein macht und wie die Vereine all dies hätten besser abfangen können, wollen wir im Folgenden erörtern.

Transfersummen werden durch Corona gedrückt

Alle Vereine müssen aktuell deutlich kleinere Brötchen backen. Durch den Ausfall von Fernsehgeldern, Ticketeinnahmen und der unsicheren Zukunftsperspektive werden Transfers in der Größenordnung von dreistelligen Millionenbeträgen auf Weiteres nicht mehr passieren. Kai Havertz wird auf keinen Fall im Sommer für die von Leverkusen aufgerufenen 100 Millionen wechseln und vermutlich doch etwas länger bei Bayer bleiben. Auch ein Transfer von Leroy Sane zum FC Bayern (so die Münchner diesen überhaupt forciert hätten) scheint aktuell nicht realistisch. Karl-Heinz Rummenigge hat bereits verlauten lassen, dass alle Transferüberlegungen momentan auf Eis liegen. Und so geht es auch den anderen Bundesligisten. Klar scheint nur, dass der Sommer keine neuen Rekordtransfers bereithält und dass die Transfersummen insgesamt deutlich schrumpfen werden. Dies gilt nicht nur für Spieler aus dem „obersten Regal“, sondern auch für alle darunter. Dass z.B. Werder Bremen die in der Ausstiegsklausel aufgerufene Summe von 38 Millionen für ihren Stürmer Milot Rashica erhält scheint eher unwahrscheinlich. Auch dürfte es Bremen nicht gefallen, dass sie die Leihspieler Ömer Toprak und Leonardo Bittencourt fest verpflichten müssen, sollten Werder am Ende der Saison die Klasse halten.

Bundesligisten in finanziellen Nöten

Klar betrifft die Krise, wie eingangs erwähnt, auch die großen der Branche wie Bayern München oder Borussia Dortmund. Aber gerade kleinere Clubs wie eben Werder Bremen oder auch zahlreiche andere Teams aus allen drei Profiligen kann Corona in massive Existenzprobleme bringen. Vor allem Vereine, die beispielsweise noch auf Erlöse aus Eintrittsgeldern angewiesen sind, würden Geisterspiele, wie sie momentan zur Debatte stehen stark gefährden. Dazu macht es für diese Teams eben einen gewaltigen existenziellen Unterschied, ob sie einen Spieler für 3 Millionen nach England verkaufen können oder nur noch 0,5 Mio für diesen bekommen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Hannovers Sportchef Martin Kind kürzlich sagte: “Um zu überleben, könnten am Ende auch Fußball-Clubs gezwungen sein, Staatshilfe zu beantragen“.

Nachwuchsakademien als Lösung für viele Probleme

Klar, im Nachhinein sagen „Hättet ihr mal XY gemacht“ ist immer einfach und klingt auch ein bisschen nach moralischer Besserwisserei. Aber wir prangern ja schon seit Jahren die schlechte Ausbildung im deutschen Nachwuchs an. Eigentlich müsste es bei allen der 36 Proficlubs, die ja millionenschwere Unternehmen sind, so sein, dass jedes Jahr zumindest mal ein Spieler (eigentlich wäre das schon zu wenig) den Sprung aus der U19 der Nachwuchsleistungszentren in den Kader der Profimannschaften schafft. Und zwar nicht nur als Bankdrücker und „Auffüller“ des Kaders, sondern mit einer echten Perspektive Stammspieler zu werden. Neben vielen anderen Vorteilen (Identifikationsfigur für die Fans, etc.) hätten die Vereine dadurch gerade in der aktuellen Lage die Möglichkeit für vergleichsweise wenig bis gar kein Geld Spieler für die Profimannschaft zu „verpflichten“. Zusätzlich würde dann der Weggang eines Eigengewächses zu einem größeren Club nicht mehr so sehr schmerzen, wenn bereits der nächste Spieler aus dem neuen U19 Jahrgang in den Startlöchern steht. Aber die Situation sieht leider anders aus: Im Bereich U9-U13, also im so entscheidenden goldenen Lernalter, werden Trainer in den NLZs installiert, die auf 450 Euro-Basis arbeiten. Qualität ist dann eher Zufall. Was sich in der Nachwuchsarbeit ändern muss, haben wir in einem früheren Artikel bereits detaillierter erläutert.
Vielleicht ist diese Krise ja zumindest für einen Teil der Clubs ein Weckruf, endlich in eine vernünftige Nachwuchsarbeit zu investieren. Dann hätten wir die Möglichkeit, gestärkt aus der Krise zu kommen und mit ein wenig mehr Optimismus in die Zukunft des deutschen Fußballs zu blicken.

Herzliche Grüße

Michael Schuppke

2 Gedanken zu „Bundesliga und Transfers in Zeiten von Corona

  1. Heinrich Malzer

    Die meisten Clubs leben von der Hand in den Mund, wie auch in Österreich. Ich spreche von der 1. und 2. Liga. In Österreich gibt es nur eine Ausnahme, das ist RBS, die haben im letzten Jahr einen Transferüberschuss von 80 Mio erwirtschaftet. Dafür spielen sie auch nicht in der CL. Für die großen Vereinen in Deutschland zählt nur CL. Alle sind gierig, siehe die abstruse Idee einer Superliga (weil da kann man noch mehr Geld bekommen). Hätte ja vielleicht funktioniert, doch dann kam ein Winzling im Nanometerbereich und zerstörte alle Geldillusionen.

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    1. Michi Schuppke Beitragsautor

      Hallo Herr Malzer,
      vielen Dank für Ihren Kommentar. Ja, das sehen wir auch als großes Problem. Die Kleinen wird es als erstes treffen…
      Wir sind gespannt, wie es nach Corona weiter geht. Viele sprechen ja davon, dass der Fußball nicht mehr derselbe sein wird. Was denken Sie?
      Viele Grüße
      Johannes Zwikirsch

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