Trainer, wann spielen wir?

Fußballtraining soll so effektiv wie möglich sein. Wenn ein Spieler nur zweimal pro Woche trainiert, dann muss diese Zeit natürlich unbedingt intensiv genutzt werden. Das betrifft nicht nur das reguläre Training, sondern auch das Abschlussspiel. Endlich Abschlussspiel, eine halbe Stunde sogar. Darauf freuen sich die Spieler oft am meisten, wollen endlich kicken, sie wollen Tore schießen, Tricks ausprobieren, den einen genialen Pass spielen, intensive Zweikämpfe führen, wie Robben am Flügel mit einem Dribbling glänzen – und dann? Dann packt der Trainer zunächst alle Bälle bis auf den Spielball weg.  Und schon nimmt das ganze Drama seinen Lauf. Und ich spreche bewusst von Drama! Der Ball geht ins Seitenaus. Der Spieler muss 50 Meter hinter dem Ball nachlaufen, um endlich den Einwurf ausführen zu können. Endlich geht das Spiel weiter. Ein Schuss wird abgeblockt und…wieder Einwurf. Wieder 50 Meter, wieder vergeht Zeit. Egal, es geht weiter. Und wie! Ein paar gute Pässe und ein toller Abschluss, welchen der Torwart gut ins Toraus pariert. Es gibt Ecke, doch zuerst muss der Ball aus dem Gebüsch geholt werden…Von 30 Minuten Abschlussspiel wurde am Ende rein netto nur 20 Minuten gespielt und der Trainer hat dabei das Spiel noch gar nicht angehalten und das ein oder andere taktische erklärt.

Warum werden die Bälle immer noch vor dem Spiel weggepackt? Das macht einfach keinen Sinn. Es gäbe doch dazu zwei wunderbar einfache Alternativen:

  1. Alle Bälle werden zu gleicher Anzahl in beide Tore gelegt. Gibt es nun Abstoß, Ecke oder Einwurf, spielt immer der Torwart der ballbesitzenden Mannschaft sofort einen neuen Ball ein und es kann weitergehen. Der Einwurf sollte im Abschlussspiel in der Jugendausbildung unserer Meinung nach einfach weggelassen werden. Dafür spielt der Torwart der entsprechenden Mannschaft einen neuen Ball ein und es geht mit einem neuen Spielaufbau los. Das Entscheidende im Abschlussspiel ist doch, dass die Spieler im Jugendbereich Fußballspielen lernen und nicht das richtige technische und taktische Verhalten beim Einwurf üben. Das kann man später in den älteren Jahrgängen immer noch nachholen und dann auch mal z.B. separat trainieren oder an der Tafel Verhaltensweisen zeigen, wenn dafür Zeit ist. Aber die Trainingszeit in der Jugendausbildung darf dafür nicht verschwendet werden. Die saubere Ballannahme oder das perfekte Dribbling hat Vorrang und dafür braucht es Wiederholungen und noch mehr Wiederholungen. Und ganz ehrlich: einem E-Jugendspieler haben wir noch immer erklären können, dass er beim Einwurf mit beiden Beinen stehen bleiben muss…
  1. Alle Bälle sind beim Trainer, der an der Seitenlinie steht. Geht nun ein Ball ins Tor- oder Seitenaus, spielt der Trainer sofort einen neuen Ball zur ballbesitzenden Mannschaft ein und es geht sofort weiter. Hier wird also nun sogar auf Ecke, Abstoß und Einwurf verzichtet. Dafür haben die Spieler ausreichend Spielzeit, um Fußball wirklich zu lernen. Alternativ kann natürlich ein Abstoß oder eine Ecke erfolgen, d.h. der Trainer spielt dann den Ball der entsprechenden Mannschaft zu. Hauptsache ist, dass der Ball nicht gefühlte 5 Minuten geholt werden muss, bevor es weitergehen kann.

Damit die beiden Punkte auch Sinn ergeben, braucht es natürlich auch mindestens 10 Bälle. Sind die z.B. alle „verbraucht“, dann einfach eine kurze Pause machen und die Spieler auffordern, alle Bälle innerhalb ein bis zwei Minuten einzusammeln. Dabei die Zeit ruhig runter zählen. Wenn nicht bis dahin nicht alle Bälle da sind, machen alle nach dem Spiel noch ein kleines Kraftprogramm. :))

Wichtig ist, den Sinn dahinter zu verstehen und es dann auch wirklich umzusetzen. Nur dann hat auch jeder Spieler die Chance, diesen einen genialen Pass spielen, den Ball in den Winkel zu zaubern, den neuen Trick auszuprobieren oder ein gutes Stellungsspiel als Innenverteidiger zu üben. Oder den Mitspieler zu tunneln…also, lasst die Jungs und Mädels einfach kicken!

Eine gute Fußballzeit!

Euer Michi

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