WM 2018: Wir sind ausgeschieden – es war leider abzusehen!

Was vorher undenkbar war und sich keiner auszusprechen wagte: Unser Team ist bei einer WM in der Vorrunde raus! Nun beginnt die Fehleranalyse und vermutlich muss das Team und auch der Trainer viel Kritik einstecken. Auch wir haben uns dazu Gedanken gemacht.

Im Fernsehen wurde gestern schon viel darüber gerätselt, warum das Tor von Toni Kroos gegen die Schweden in der 95. Minute, und die damit verbundene Freude und die Erlösung von dem enormen Druck, nicht die nötige Befreiung und Stärkung des Teamgeistes für das Spiel gestern gegen Südkorea gebracht hat. Aus unserer Sicht ist dies doch offensichtlich.

Nach dem Mexikospiel wurde nicht nur im  TV und von der Öffentlichkeit das taktische Verhalten von Khedira und auch Özil angeprangert. Auch Mats Hummels, und damit ein zentraler Baustein im Team Löw, fußballerisch und auch menschlich, monierte nach dem Spiel gegen Mexiko v.a. die fehlende Absicherung. Eine versteckte öffentliche Kritik eines wichtigen Spielers im Team und es war klar, wen er damit meinte. Darauf hin nahm Löw sowohl Khedira als auch Özil aus der Startelf für das Spiel gegen Schweden und gab somit auch indirekt der Kritik eines Hummels und Boateng recht. Sofort war das Team defensiv stabiler und auch die Einstellung des Teams deutlich verbessert, auch wenn man konstatieren muss, dass die große spielerische Befreiung nicht eintrat.

Trotzdem gewann das Team, wenn auch glücklich, gemeinsam und überzeugte durch Siegeswillen. Der Zusammenhalt war spürbar und Das Team, das gegen Schweden gemeinsam gekämpft hatte war siegreich, aber nicht das Team mit Khedira, Özil oder einem Goretzka. Und das nach der auch internen Kritik. So ein Team darf doch dann zunächst mal nicht verändert werden, sondern muss im Kern erhalten werden.Alleine die Aufstellung, mit der erneuten Hereinnahme der Verantwortlichen für die Niederlage gegen Mexiko, nahm demnach schon die beginnende Euphorie  wieder heraus. Und zwar bei den Fans als auch bei den Spielern.

Als Zweites verstehen wir die taktische Herangehensweise für das gesamte Turnier nicht wirklich.

Es stand ja relativ lange schon fest, dass wir in der Gruppenphase gegen Nationen antreten würden, die tief stehen, aggressiv verteidigen, auf Konter lauern und vermeintlich geringere individuelle Fähigkeiten besitzen als die deutsche Elf.

Für genau solche Spiele gibt es einen Trainer Spezialisten, der fast ausnahmslos gegen Teams mit geringerer Qualität gewinnt – nämlich Pep Guardiola. Er hat gegen solche defensiven Teams eine klare Strategie entwickelt, die ihn immer wieder nationaler Meister werden lässt. Was macht seine Strategie gegen solche Teams aus?

Teams von Guardiola spielen stets bei Ballverlust konsequentes Gegenpressing mit maximalem Tempo aller Spieler und spielen stets auch ein konsequentes Forechecking bis hin zum gegnerischen Torwart. Dazu besetzt er die Flügel mit nur einem Spieler pro Seite und zieht alle anderen Spieler ins Zentrum ein. Er überlädt somit das Zentrum. Auf diese Weise sind sehr viele Spieler in Position, um schnell und aggressiv gegenpressen zu können. Zudem entsteht dadurch viel Platz auf den Flügeln für 1 gegen 1 Situationen. Und die müssen dann auch konsequent gespielt werden. Dafür braucht es Spieler, die im 1 gegen 1 stark sind. Dribbelstarke und trickreiche Spieler, die dadurch für enorm hohen Druck sorgen wie ein Ribéry oder ein Mbappe.

Dadurch wird dem Gegner kaum Zeit zum Verschnaufen gegeben. Durch ständige Veränderungen des Spielaufbaus stellt er seine Gegner zudem zusätzlich immer wieder vor neue Herausforderungen.

Die Folge: Der konsequente Ballbesitz,  ständige Spielverlagerungen in hohem Tempo mit offensiven 1 gegen 1 Situationen am Flügel und das konsequente sofortige Zurückerobern bei Ballverlusten zermürbt den Gegner zusehens und führt früher oder später zu größeren Lücken und zu Toren. Und meist zu klaren Ergebnissen für das eigene Team.

Doch leider fehlen unserem Team genau diese letztgenannten Punkte. Und zwar in allen Belangen. Gegenpressing, Forechecking, trickreiche 1 gegen 1 Situationen am Flügel, Veränderungen im Spielaufbau, schnelles Ballbesitzspiel? Leider Fehlanzeige!

Wären wir weitergekommen wären, dann hätten wir dann ab dem Achtelfinale gegen stärkere Teams dann eine defensivere Strategie benötigt, die weniger konteranfällig ist. Das ist der Grund, warum Guardiola gegen starke Teams meist in der Champions League scheitert, weil er hier offensichtlich nicht bereit ist, seine Strategie zu ändern. Die Gegner sind dann aber technisch so gut, dass sie die Mittel haben, sich aus diesem Pressing und Forechecking zu lösen und somit dieses System aushebeln. Aber zurück zum deutschen Ausscheiden…

Wie hier kurz erwähnt und in unserem Blog hier schon mehrfach deutlich analysiert, haben wir kaum Spieler, die in einem 1 gegen 1 vor allem auf dem Flügel top Qualitäten haben. Dies wird bei uns in Deutschland einfach zu wenig gefördert oder auch gewünscht. Julian Brandt,  Julian Draxler  und vor allem Leroy Sane wären solche Typen. Ein Spieler, den Löw aber gar nicht erst mitgenommen hat.

Es gibt aber noch einen Punkt, der Löw zu einer anderen Aufstellung vor der WM hätte bewegen müssen. In den  letzten beiden Weltmeisterschaften schied der Weltmeister stets in der Vorrunde aus. Dafür gibt es nur eine vernünftige Erklärung: Spieler, die Weltmeister sind, haben nicht mehr den selben Ehrgeiz, vor allem nach einer langen Saison,  wie Spieler die noch nie Weltmeister waren. Sie sind es eben schon. Wir wollen hier niemandem seinen Einsatzwillen abstreiten, aber wenn ein Spieler über seine Grenzen gehen muss wie gestern gegen Südkorea, dann sind diese Spieler, offensichtlich nicht dazu bereit gewesen.

Hinzu kommt, dass diese zweifelsohne verdienten Spieler vier Jahre älter geworden sind und einige Ihren Zenit schon überschritten haben. Vor allem die schwachen Leistungen vor der WM deuteten eigentlich schon darauf hin. Guardiola hörte damals bei Barca auf, weil er wusste, dass einige seiner Spieler, mit denen er alles gewonnen hatte, Ihren Zenit überschritten hatten. Hätte er weiter gemacht, hätte er diese Spieler aussortieren müssen. Das aber wollte er nicht aus Respekt vor dem gemeinsam Erreichten. So ging lieber er von Bord, um durch einen neuen Trainer frischen Wind reinzubekommen. Das hat Guardiola mal in einem Interview so gesagt. Eigentlich eine clevere und vorausschauende Aussage.

Es ist also an der Zeit, den Umbruch, der im Confed-Cup eigentlich schon erfolgreich vollzogen wurde, auch für die großen Turniere endlich einzuleiten, um diese talentierte Mannschaft wieder auf Vordermann zu bringen. Und evtl. braucht es dafür auch einen Wechsel ganz an der Spitze.

Eine gute Fußballzeit und weiterhin eine gute WM!

Euer David Niedermeier

www.mfsfussballtraining.tv

Ein Gedanke zu „WM 2018: Wir sind ausgeschieden – es war leider abzusehen!

  1. Wolke7

    Naja Deutschland hatte kein Glück. In der zweiten Halbzeit gegen Mexiko waren ja Chancen das Brand aussenpfosten . Wenn gegen Schweden in den ersten 10 Minuten das eins zu null gefallen wäre hätte es ein Schützenfest gegeben . Als gegen Südkorea bekannt wurde das Schweden 1 zu null gegen Mexiko führte hatte die unsere Nationalmannschaft die Hosen voll sprich die Angst ging um auszuscheiden

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