Torwarttraining

Es ist eine der wichtigsten Positionen im Fußball. Nicht selten entscheidet er über Sieg und Niederlage. Und gerade Deutschland wird nachgesagt, mit guten Torhütern gesegnet zu sein, gelten wir doch im Ausland sogar als „Torwartnation“. Da ist es doch verwunderlich, dass vor allem im Kleinfeldbereich diese Position und auch das Torwarttraining wenig bis kaum Beachtung findet. Meist ist es doch so, dass a) der größte, stärkste, mutigste oder b) der vermeintlich aktuell schlechteste Feldspieler ins Tor gehen soll/muss. Dieser erledigt dann so gut es geht seinen Job und hat somit die ersten Fußballjahre seines Lebens damit verbracht, im Tor zu stehen und die Bälle so weit weg wie möglich zu schießen. Sollte dann irgendwann einer kommen, der besser halten kann oder der größer ist, wird ausgetauscht und der jahrelange Torwart muss ab sofort im Feld spielen.

Wir wollen uns im Folgenden anschauen, was gutes Torwarttraining ausmacht. Ab wann macht es wie Sinn und vor allem, was gehört außer einem reinen Torwarttraining noch dazu, um einen Torwart bestmöglich auszubilden?

Anforderungsprofil an einen modernen Torwart

Heutzutage ist der Torwart schon lange nicht mehr darauf beschränkt, Bälle zu halten und danach möglichst lang nach vorne zu schießen. Ein moderner Torhüter muss zwingend auch ein guter Fußballer sein. Allein die zwei besten unseres Landes, Manuel Neuer und Marc-Andre ter Stegen, machen dies deutlich. Wo früher noch der Libero als erster Aufbauspieler fungierte, übernimmt diese Rolle jetzt der Torwart. Alleine deshalb ist es schon wichtig, dass dieser auch über gute fußballerische Qualitäten verfügt. Was wir meinen, wird im folgenden Video deutlich:

Das Rotationsprinzip – auch beim Torwart

Wichtiger Bestandteil unserer Ausbildungsphilosophie ist, dass jeder Spieler bis zur D-Jugend jede Position spielt. Das heißt, die Positionen werden ständig, auch während eines Spiels, durchgetauscht. Wer sich damit genauer befassen will, findet hier eine ausführliche Erklärung: Rotation im Jugendfußball? Unbedingt!
Diese Rotation betrifft auch die Torwartposition. Jeder Spieler muss auch mal ins Tor und ein vielleicht talentierter, junger Keeper muss auch draußen alle Positionen spielen. Warum macht das Sinn? Dafür gibt es hauptsächlich zwei Gründe.

Fußballerische Ausbildung

Wie bereits beschrieben, muss ein moderner Torwart auch gut Fußball spielen können. Wenn er aber nur im Tor steht, und dies am besten auch noch im Training, dann kann er sich fußballerisch überhaupt nicht weiter entwickeln. Es ist wichtig, dass der Torwart im Training in alle Pass- und Spielformen mit eingebaut wird, um seine fußballerischen Fähigkeiten zu entwickeln. Bestimmte Tricks sind auch für einen Torhüter von größter Bedeutung. Zu diesen gehören unter anderem folgende:

Diese wird er aber nicht lernen, wenn er während des Trainings nur im Tor steht und auch im Spiel nichts anderes kennen lernt. Zusätzlich kommt hinzu, dass ein Torwart, der beispielsweise bereits einmal auf der Flügelposition gespielt hat, genau weiß, wie sich der Flügelspieler verhält. Er weiß wie er dem Flügelspieler den Ball zuspielen muss und wie dieser sich wahrscheinlich bewegen wird. Das ist für einen Torwart später von größter Bedeutung.

Zu frühe Spezialisierung

Ein Schwerpunkt unserer Philosophie ist auch die ganzheitliche Ausbildung der Spieler. Das gilt auch und vor allem für das Torwarttraining.

Der Kleinfeldbereich ist noch viel zu früh, um sagen zu können, wo ein Spieler später spielen wird. Oft ist es „nur“ ein momentaner Wunsch, weil er sich draußen, warum auch immer, aktuell nicht so gut fühlt. Aber das kann sich in diesem Alter schnell ändern. Es kann also gut sein, dass es nur eine Phase ist, die der junge Kicker hat. Wir erleben dies z.B. in F-Jugend Teams immer wieder und wir haben einige Spieler, die eine Zeit lang unbedingt ins Tor wollen und ein paar Wochen später nur noch im Feld spielen wollen. Daher sollte er für seine Ausbildung erstmal alles lernen. Falls er dann später doch mal Torwart werden sollte, kann er so auch besser verstehen, wie sich seine Mitspieler auf den jeweiligen Positionen fühlen und wann sie wie angespielt werden wollen. Er hat ein Gefühl für die Positionen im Feld entwickeln können. Das hilft ihm enorm weiter.

Also nicht zu früh auf die Torwartposition festlegen, um einerseits sich andere Optionen offen zu halten, falls es morgen mit der Leidenschaft Torwart schon wieder vorbei sein sollte. Und um andererseits ein guter Fußballer zu werden. Eine Eigenschaft, die er dringend später auch als Torwart braucht.

Torwarttraining – Wie und wann?

Das Torwarttraining besteht bei uns grundsätzlich aus drei verschiedenen Grundbausteinen:

  1. Torwarttechniken
    Dazu gehören verschiedene Aspekte wie Fangtechnik, richtiges Fallen und Aufstehen sowie Antizipieren eines Schusses. Diese Dinge gewinnen natürlich mit höherem Alter an Bedeutung, aber sie können durchaus auch bereits mit F-Jugendlichen geübt werden. Wichtig ist hier nur, wie bereits oben beschrieben, einen Spieler in jungen Jahren nicht auf das Torwartspiel zu reduzieren, sondern maximal eine zusätzliche Einheit VOR dem eigentlichen Training von ca. 20 Minuten mit einem Kind zu machen, der sich aktuell wirklich für das Torwartspiel begeistert. Wichtig ist dann, dem Jungen auch zu erklären, warum er zusätzlich im Feld spielen muss, um ein super Torwart zu werden.
  2. Fußballerische Technik
    Dazu gehört Passtechnik, genauso wie Ballan- und Mitnahme, sowie die verschiedensten Tricks (s.o. Fußballerische Ausbildung). Diese werden im Mannschaftstraining erlernt, sind aber genauso Bestandteil unseres Torwarttrainings. Hier können wir dann Torwarttechniken mit fußballerischen Inhalten kombinieren und so eine ganzheitliche Ausbildung der Spieler gewährleisten. Die fußballerische Technik MUSS zwingend bereits ab der G-Jugend fester Bestandteil jedes (Torwart-)trainings sein.
  3. Koordination und Kräftigung
    Koordinative Elemente können durchaus schon in jungen Jahren in das Torwarttraining eingebaut werden (Stichwort: ganzheitliche Ausbildung). Dies kann z.B. geschehen, indem man den kleinen Keeper vor der Parade durch eine Leiter laufen lässt. Wenn vorher noch eine Wende und ein Pass mit eingebaut werden, dann sind in einer Übung bereits alle Schwerpunkte des Torwarttrainings vorhanden.

Und wann beginnt man nun mit dem Torwarttraining? Unser Ferdi erklärt euch das im folgenden Video:

Ganz konkret haben wir für euch zum Schluss noch zwei Übungen, in denen ihr sehen könnt, wie man die verschiedenen Schwerpunkte des Torwarttrainings super miteinander kombinieren kann:

Torwarttraining – Spielaufbau

Eine super Übung, um den Kindern ein Gefühl dafür zu geben, welche Aufgaben der Torwart im Spielaufbau hat und wie er die gelernten Tricks sinnvoll anwendet.

Torwarttraining – Reifenparade

Bei dieser Übung werden jetzt Torwarttechniken mit koordinativen Inhalten kombiniert. Dabei ist vor allem auf die genaue Ausführung der Techniken zu achten.