Teil 2: Trainingseffizienz – was genau heißt das?

Im ersten Artikel dazu sind wir auf eine effektive Struktur und Organisation des Training eingegangen und haben dabei vor allem aufgezeigt, wie man es verhindert, dass die Kinder im Training keine langen Anstellzeiten haben und die Trainingszeit wirklich intensiv genutzt wird.

Jetzt wollen wir mal die Spielformen bzw. das Abschlussspiel unter die Lupe nehmen. Immer wieder sehen wir im Training von dem Baminis bis zur D-Jugend Abschlussspiele im 8 gegen 8 oder gar 10 gegen 10. Das macht einfach in der Jugendausbildung keinen Sinn. Warum ist das so?

Es gibt in unserem Training keine Spiele 8 gegen 8. Wenn in einem Spiel 8 gegen 8 zwei Kinder am Ball sind, schauen vierzehn andere Kinder den beiden Jungen am Ball zu. Die Intensität in so einem Spiel liegt bei null. Es kann sogar passieren, dass ein Kind im Spiel acht gegen acht minutenlang gar nicht an den Ball kommt. Lieber stecken wir daher zwei kleinere Felder ab und spielen darauf 3 gegen 3 oder 5 gegen 5 mit Torhüterwechsel alle 3 Minuten. Das Ergebnis: mehr Ballberührungen, mehr Zweikämpfe, mehr Wiederholungen, mehr Lernen!

Eine Studie aus England aus dem Jahr 2004, in der die Auswirkungen von Spielfeldgröße und Spieleranzahl auf das Spielgeschehen untersucht wurden, kam zu ähnlichen Erkenntnissen, wie wir durch unsere zahlreichen Trainingseinheiten mit den Kindern. Fügte man einem 3 gegen 3 einen oder gar zwei weitere Spieler pro Mannschaft hinzu, nahm die Zahl der Aktionen pro Spieler sofort ab. Bei einem Spiel 3 gegen 3 etwa lag die Zahl der Pässe, die ein Spieler spielt, um 50 Prozent höher als in einem 5 gegen 5. Nicht auszudenken, wie weit die Passhäufigkeit bei einem Spiel Acht gegen Acht in den Keller geht. Fakt ist: Spiele Acht gegen Acht sind im Training ineffektiv. 5 gegen 5 sind noch gut, ab 6 gegen 6 wird es kritisch. Und nochmal an dieser Stelle der Hinweis, dass wir hier von den Ausbildungsphasen geht, also von den Kleinsten bis zum Ende der D-Jugend, dem goldenen Lernalter.

Es kann natürlich vorkommen, dass man aus Platzmangel oder aufgrund eines zu großen Kaders um ein Spiel mit größeren Mannschaften nicht herum kommt. Doch auch in so einem Fall kann man sich mit einem einfachen Trick behelfen, um die Intensität auf ein höheres Level zu heben. Damit in einem Spiel sechs gegen sechs nicht zehn Kinder außen vor bleiben, spielen wir statt mit einem mit zwei Bällen. Was zuerst einmal verrückt klingt, hat einen Monstereffekt auf die Kinder. Die Kinder kommen nicht nur öfter an den Ball, sie müssen auch komplexe taktische Entscheidungen treffen: Welchen der beiden Bälle soll ich verteidigen? Kann ich mich mit in den Angriff einschalten oder muss ich hinten aushelfen? Auf diese Weise leisten die Kinder über denselben Zeitraum das Dreifache und haben wesentlich mehr Spaß, weil sie – statt sich auf dem Platz zu langweilen, weil sie ewig nicht an den Ball kommen – permanent herausgefordert werden.

Natürlich werden die Kinder am Anfang von dieser neuen Spielsituation heillos überfordert und zum Teil auch verunsichert sein. Das ist vollkommen normal und würde einer Erwachsenen-Mannschaft übrigens nicht anders ergehen. Mit lauten und ständigen Ermutigungen und Hinweisen vom Trainer gelingt es den Kindern jedoch, sich nach bereits wenigen Übungsspielen auf die neuen Anforderungen einzustellen. Da sind Sie als Trainer dann gefordert! Aber es lohnt sich.

Während des Abschlussspiels sollten Sie als Trainer auch immer alle verfügbaren Bälle bei sich haben. Wird ein Ball weit ins Aus geschossen, spielen Sie schnell den nächsten Ball ein, statt die Kinder warten zu lassen, bis der Ball geholt wird. Verzichten Sie im Abschlussspiel bis zur E-Jugend auf Einwürfe und Abstöße. Bis zur E-Jugend sind Einwürfe und Abstöße immer ein Nachteil für eine Mannschaft, weil die Kinder körperlich weder in der Lage sind weit genug zu werfen, noch weit genug zu schießen. Wie oft haben wir erlebt, wie G- oder F-Jugendtrainer sich mit falschen Einwürfen und Abstößen aufhalten. Was diesen Trainern anscheinend nicht bewusst ist: Sie opfern wertvolle Trainingszeit, um den Kindern etwas beizubringen, was diese körperlich noch gar nicht leisten können.

Trauen Sie sich als Trainer Schwerpunkte zu setzen. Wenn Ihre Kinder im Training stehen oder warten müssen, stimmt etwas nicht. Selbst in den Pausen, in denen Sie als Trainer die nächsten Übungen aufbauen, können die Kinder mit Dribblings, Balljonglieren oder dem Üben von Tricks immer in Bewegung bleiben.

Fassen wir es noch einmal zusammen: Um ein Fußballtraining so effektiv wie möglich zu gestalten, müssen wir unseren Kader in kleine Gruppen aufteilen, Umbaupausen mit fußballerischen Aufgaben füllen, in unseren Übung möglichst verschiedene technische und koordinative Elemente kombinieren und alles weglassen, was die Kinder davon abhält Fußball zu spielen und was sie stattdessen auf dem Platz herumstehen und warten lässt.

Die wichtigsten Maßnahmen in der Ausbildungsphase für mehr Trainingseffizienz im Fußballtraining sind also:

  • Training in kleinen Gruppen (reduziert die Anstellzeiten und erhöht die Zahl der Übungsdurchläufe)
  • Tore nebeneinander aufstellen (bessere Trainingssteuerung)
  • Tore vor einen Zaun stellen (keine Laufwege, um Bälle zu holen)
  • Übungen im Wettkampfmodus durchführen (erhöht die Motivation die Übung schneller zu durchlaufen)
  • Dribblings, Tricks und Spiele in den Umbaupausen (reduzierte Standzeiten)
  • Abschlussspiele maximal 5 gegen 5 (mehr Ballkontakte, höhere körperliche Belastung)
  • Bei Ball im Aus auf Einwurf oder Abstoß verzichten und stattdessen sofort einen neuen Ball einspielen

Ein gutes Training!
Euer Michi

2 Gedanken zu „Teil 2: Trainingseffizienz – was genau heißt das?

  1. Gerald Winkler

    Hallo Michi,

    ich lese Deine Beiträge sehr gerne, da toll geschrieben.

    Ich bin E-Jugend Trainer und möchte im Training die Coervers Methode und implizite Spielformen (u. a. FUNino) nutzen.
    Eine Frage ist mir aber noch unklar, du schreibst auch im Training max. 5 vs. 5 Spielen.

    Die Verbandsspiele werden aber im 7 vs. 7 gespielt. Soll ich im Training auf diesen Aspekt gar keinen Wert legen? Die Spieler sollten doch auch die Positionen im 7 vs. 7 und die damit verbundenen Aufgaben kennen lernen und üben, damit sie in den Spielen nicht überfordert sind, da sie dann 7 vs. 7 nicht kennen, oder?

    Über einen Tipp von Dir wäre ich sehr dankbar.

    Liebe Grüße
    Gerald Winkler

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    1. Michi Schuppke Beitragsautor

      Hallo Gerald,
      vielen Dank für dein Lob.
      Die Aufgaben, die im 7vs7 notwendig sind, lernen die Kinder genauso auch im 5vs5.
      Und wie bereits geschrieben: Beim 7vs7 haben die Kinder einfach zu wenig Ballkontakte. Und im Jugendfußball steht nunmal die Ausbildung an erster Stelle und nicht die Vorbereitung auf das Spiel am Wochenende.
      Viele Grüße
      Michi

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