So ist Fußball! Das müssen die Lernen!

Ein Freund hat mir sein verrücktes und absurdes Fußballerlebnis vom Wochenende erzählt. Sein Sohn ist 11 und spielt in einer D-Jugend Truppe in der Kreisliga. Es ist ein ganz ansehnlicher Fußball, den sie da spielen können und stehen da auf einem respektablen 3. Platz. Der Trainer legt Wert auf eine gute Ausbildung der Kinder und lässt sie Fußball SPIELEN und sich ausprobieren. Körperlich können sie ganz gut mithalten und so ist die Stimmung im Allgemeinen positiv. Nur am Wochenende passierte beim Auswärtsspiel was Komisches.

Sein Sohn musst da mit seinem Team beim Fünften der Tabelle antreten. Eine kleine Brisanz war schon vor dem Anpfiff im Spiel drin – es ging eben auch gegen das Nachbardorf. Drei Kilometer entfernt! Derbytime:)

Und genau das war das Problem. Der gegnerische Trainer wollte wohl offensichtlich das Spiel, besser das Derby, unbedingt gewinnen und so fand sich in der Startaufstellung ein Spieler, der da normal nicht spielt. Er ist zwar erst 12 Jahre alt und erfüllt zwar das Alterskriterium, um in einer D-Jugend zu spielen. Er ist aber biologisch mindestens zwei, eher drei Jahre älter und allen Spielern in dieser Altersklasse körperlich extrem überlegen. Zwei Köpfe größer, der fast schon männliche Körper und doppelt so schnell wie alle anderen. Das ist jetzt an sich zunächst mal nichts so ungewöhnliches, dass Spieler in dieser Altersklasse körperlich sehr unterschiedlich ausgeprägt sind. Das alles kennen wir und haben dies auch hier schon ausführlich diskutiert.

Dieser Spieler war aber zum einen biologisch extrem weit entwickelt und glich eher einem 16 Jährigen. Zum Anderen ist er aber auch ein richtig guter Spieler und mit reichlich fußballerischem Talent gesegnet. Angeblich steht ein Wechsel zu einem NLZ eines Bundesligisten unmittelbar bevor. Das ist ja durchaus ein großer Unterschied zu den meisten anderen akzelerierten Spielern. Meist sind die ja „nur“ groß und schnell, aber der Schaden, den sie bei ihrem Mitwirken ab der späten D-Jugend anrichten, ist in der Regel überschaubar. Meist hat man schlicht vergessen, diesen körperlich bevorzugten Spielern auch das Fußballspielen beizubringen. Zu lange hat man sich im Kleinfeld auf dessen physischer Überlegenheit ausgeruht. In einer D-Jugend holen die ersten den Unterschied einigermaßen auf und so gehen solche Spiele eben nicht mehr 0:10 aus, sondern man verliert sie nur noch 3:6, ehe man dann ab der C-Jugend oder spätestens ab der B-Jugend dann diesen körperlichen Unterschied naturgemäß ausgleicht. Und dann entscheidet eben der bessere Spieler.

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In diesem speziellen Fall aber kam beides im Extremen zusammen: physisch weit voraus und ein Talent in Beidem. Ok, könnte man sagen. Dann ist das halt mal so. Aber der Verein hat ja eigentlich die absolut richtigen Schlüsse daraus gezogen und den Spieler aus der D-Jugend rausgenommen und in die C1-Jugend hochgeschoben. Viele Vereine lassen solche Spieler dann ja tatsächlich in der D-Jugend weiterspielen, weil er eben die Spiele gewinnt. Aber für den Spieler selbst ist das natürlich völliger Blödsinn. So ein Spieler ist dort nur unterfordert und die Gegner mit ihm überfordert. Das bringt niemanden weiter.

Nun aber für dieses eine für den Trainer so wichtige Derby durfte er in seiner kalendarisch „richtigen“ Altersklasse ran. Der Verein, der zunächst mal alles richtig gemacht hat, lässt so einen Blitztransfer für ein Spiel dann doch zu, nur um gegen den Nachbarn mal zu gewinnen. Mein Freund meinte, es war absurd. Das Spiel endete 7:1! Sechs Treffer gingen auf das Konto des akzelerierten Talents und ein Tor bereitete er vor. Das eine Gegentor fiel in den letzten vier Minuten, als der Spieler ausgewechselt wurde. Von da an war das Spiel dann wohl ausgeglichen und fair. Für ganze vier Minuten! Der Sohn meines Freundes sprach dann auch den ganzen Samstag und Sonntag davon, dass sowas doch nicht fair sei. Und natürlich ist es das auch nicht. Es ist einfach nur absurd.

Lustig war auch, so mein Freund, dass dieser Spieler die Namen seiner Mitspieler kaum kannte und sie nur mit „He Du“ oder ähnlich während des Spiels rief. Da er erst seit einem Jahr dort spielt und er gleich in die C-Jugend gesteckt wurde, kannte er die meisten eben gar nicht beim Namen. Dass davon nun wirklich niemand was hat – weder die Gegner noch die Mitspieler auch der eigenen Mannschaft (welche ja kaum selbst an den Ball kamen) – braucht man nicht mehr zu erwähnen. Ausser den drei Punkten, die man sich dadurch sichern konnte, wird es keinen weiteren Zugewinn für wen auch immer geben. Aber das war das Ziel – also alles richtig gemacht;)

Eine gute Fußballzeit!

Euer Michi

P.S.: Der gegnerische Trainer wurde natürlich auf diese Sinnlosigkeit angesprochen. Seine Antwort: „So ist Fußball. Das gehört dazu und das müssen die Kinder auch lernen.“ WAS dabei aber gelernt werden sollte, konnte er nicht beantworten. Und so blieb meinem Freund nichts anderen übrig, das Ganze mit Humor zu nehmen. Und so rätselte er mit ein paar anderen Eltern, welches Auto auf dem Vereinsparkplatz dem Spieler wohl gehört. Das ist natürlich auch nicht ganz fair – denn der Spieler kann am allerwenigsten dafür.

 

3 Gedanken zu „So ist Fußball! Das müssen die Lernen!

  1. Fabian Kordel

    Warum spielen „wir“ denn nicht mit einem Futsalball im 9:9 (7:7)? Dann ist doch der vermeintliche athletische Vorteil minimiert. Ist vielleicht auch mit Rückblick auf die aktuelle Ausbildungsdebatte bzgl. des WM Abschneidens gar nicht so verkehrt.

    VG
    Fabian

    Antworten
  2. Sojka

    Hallo Herr Schuppke,

    Wir haben ein ähnliches Problem nur anders rum! Weiß im Moment nicht was ich machen soll. Mein Sohn ist 8 Jahre. Eigentlich müsste er in der F-Jugend spielen. Da ist er aber unterfordert. Er spielt ein Jahrgang drüber bei den 2009. Das Training gefällt ihm sehr. Er bekommt ein sehr gutes Training. Wir haben allerdings ein großes Handicap. Jetzt in der E merkt man schon sehr stark, das er körperlich weit unterlegen ist. Er ist für sein Alter eh nicht groß und jetzt hat er Gegner die 1,5 – 2 Köpfe größer sind. Er versucht sich durchzusetzen, aber man merkt körperlich sehr stark den Unterschied. Natürlich kommt er da nicht immer zum Einsatz. Was ihn sehr frustriert. Der Trainer ist sehr ergeizig und möchte gerne gewinnen. Er spielt und trainiert ab und zu bei der F- Jugend. Da ist leider das Problem, das sein Jahrgang nicht gut vertreten ist und er sich total verausgabt. Er ist dann nach einem Turnier fix und fertig. Jetzt weiß ich nicht was richtig ist. Soll ich ihn bei der E lassen, mit der Option das er körperlich nicht mithalten kann. Oder soll ich ihn in die F tun wo er keine guten Mitspieler zum anspielen hat und er sich total verausgabt. Möchte auch nicht das er so ein großer Angeber wird ,weil er merkt, dass er der starke Spieler ist. Was meinen Sie? Ich weiß Moment nicht was richtig ist? Haben sie ein Tipp für mich?

    Viele Liebe Grüße
    S.K.

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