Kaderplanung beim 1. FC Nürnberg – Ein schlechtes Beispiel von vielen?

Letztes Wochenende hatte ich ein Gespräch mit einem guten Freund. Glühender Anhänger des 1. FC Nürnberg und dementsprechend erleichtert über deren Last-Minute-Rettung im Relegationsrückspiel gegen Ingolstadt. Er fragte mich, was ich als „Experte“ denn zur Situation seinen „Glubbs“ denken würde. Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich mich mit der Thematik des Vereins nicht wirklich näher beschäftigt habe. Ein paar Dinge geben mir dort aber dennoch zu denken.

Zunächst ist es für den traditionsreichen „Club“ natürlich immens wichtig die Klasse gehalten zu haben. Ein Abstieg wäre für den Verein wahrscheinlich zum finanziellen und sportlichen Desaster geworden. Umso mehr freut es mich natürlich vor allem für die Fans, dass der Abstieg verhindert werden konnte. Und dann auch noch auf so dramatische Art und Weise in wirklich allerletzter Sekunde! Das ist es doch, was man sich gerade als neutraler Zuschauer wünscht. Spannung bis zur letzten Sekunde.      

Und dennoch bleiben danach Fragen. Wie kann es sein, dass der Verein mit dem fünftgrößten Etat der Liga am Ende auf Platz 16 landet? Sportlich wäre ein Abstieg deshalb ohne Frage verdient gewesen. Zu viel ist in den letzten Jahren schief gelaufen. Die Verantwortlichen Personen flüchten sich in Ausreden und machen zu oft äußere Umstände (Corona, die Medien oder einfach Pech) für die schlechten Leistungen auf dem Platz verantwortlich. Dass aber ständige Wechsel, sowohl in der Führungsetage, als auch auf dem Trainerposten sicherlich nicht förderlich waren, wird offenbar verschwiegen. Der scheidende Sportvorstand Palicuka verteidigt seine Trainer noch und sieht keinen Fehler in deren Verpflichtung. Man muss sich aber schon Fragen ob ein Trainer, der bei seiner einzigen großen Trainerstation mit Rapid Wien in 17 Spielen ganze 3 Siege holte der richtige Mann für Nürnberg war. Und auch Canadis Nachfolger, Jens Keller, kam nicht unbedingt mit Vorschusslorbeeren von seinem vorherigen Engagement beim FC Ingolstadt.      

Wir als Münchner Fussball Schule fragen uns schon länger, warum solche Vereine, und damit meinen wir nicht nur den 1. FC Nürnberg, nicht einen anderen Weg einschlagen. Alle Clubs aus der 2. Und 12 Vereine aus der 3. Liga besitzen ein Nachwuchsleistungszentrum. Warum baut man nicht jede Saison 5 Spieler aus dem Jugendbereich in der ersten Mannschaft ein und lässt diese auch REGELMÄßIG (!) spielen? Schlechter kann es bei den meisten Vereinen ja kaum laufen. Die jungen Spieler würden sich zerreißen, wenn sie wirklich die Chance bekämen dauerhaft Profifußball zu spielen. Natürlich birgt das auch Gefahren und am Anfang bräuchten die Jungs eventuell ein paar Spiele um sich einzugewöhnen. Aber da ist dann eben Geduld und vor allem Vertrauen gefragt! Und zwei weitere Vorteile hätte dieser Weg:

Die Fans würden sich noch deutlich mehr mit dem Verein identifizieren, wenn eine Mehrzahl der Spieler aus „ihrem“ Verein selbst kommt. Und wenn dann einer oder mehrere der jungen Kicker den absoluten Durchbruch schafft, kann dieser auch für einige Millionen an einen größeren Verein verkauft werden, wodurch das Ganze sich dann auch finanziell für die Vereine lohnt. 

Herzliche Grüße

Michael Schuppke

Ein Gedanke zu „Kaderplanung beim 1. FC Nürnberg – Ein schlechtes Beispiel von vielen?

  1. Maurice

    sehe ich ähnlich. Die Jugendarbeit-/integration in die erste Mannschaft wird immer im Sinne der jeweiligen Situation (Aufstieg, Abstieg) zurückgefahren. Als Bsp. habe ich hier den HSV, man hat „renommierte“ Trainer herangeholt, zuletzt Hecking und was ist passiert. die jungen Spieler, die den „Hunger“ haben, wurden nur in absoluter Notsituation herangezogen, Bsp. Ambrosius, der im letzten Spiel dann eingesetzt wird. Fein hat nicht mehr „funktioniert“ und wurde raus genommen, warum. Wo bleibt die Analyse?! Zwischendurch war man, aus der Not heraus einen neuen Weg gegangen, Trainer Titz. Dieser ging neue Wege und klar, gab‘ es Rückschläge, nur dann kommt der Spruch „wir sehen keine Entwicklung“ und wieder eine Veränderung. Nun kommt Thioune/ Co-Trainer Drws HSV U21, der hoffentlich aus der Not heraus (wirklich kein Geld mehr da, Trikot nein, Stadionname nein), die Jugend einbinden muss. Die erfahrenden Spieler sind kein Allheilmittel. Gleiches gilt für St. Pauli, hier kommt als Co-Trainer Favè, ein sehr interessanter, junger Trainer vom TSV Eimsbüttel, Erfinder der skillshirtz. Freu‘ mich auf die neue Saison 🙂

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