Fußball ist leben lernen!

Fußball ist ein Mannschaftssport. Teamgeist ist das Zauberwort. Kinder, Trainer und Eltern bilden eine Gemeinschaft. Es klingt vielleicht überzogen, aber wir glauben, dass Kinder in einer solchen Gemeinschaft nicht nur Fußball, sondern auch sehr viel über das Leben lernen. Denkt man kurz darüber nach, dann ist Teamgeist eigentlich nur ein anderes Wort für Gemeinsinn.

Als Trainer sind Sie der Motor, um Kindern wie auch Eltern Normen, Werte und Verhaltensregeln mit auf den Weg zu geben, die dafür sorgen, dass die gemeinsame Zeit von gegenseitigem Respekt, Unterstützung und Fairness geprägt ist.

Als Trainer haben Sie eine Vorbildfunktion für Kinder und Eltern. Wer Fairness und Pünktlichkeit von seinen Kindern verlangt, muss sie selbst vorleben. Auch die Zigarette vor den Kindern darf es nicht geben.

Eine der wichtigsten Botschaften des Trainers an Kindern und Eltern muss lauten: Alle Kinder, egal, wie gut sie spielen, haben die gleiche Berechtigung in der Mannschaft und beim Training dabei zu sein. Nur so können die Kinder als Mannschaft wachsen. Für uns gibt es keine guten und schlechten Spieler. Natürlich sind wir uns der Tatsache bewusst, dass es in jeder Mannschaft unterschiedliche Spielniveaus gibt. Bereits durch den Faktor Wachstum sind unterschiedliche Spielniveaus unabhängig vom Talent normal. Jede Kindermannschaft hat daher ihre „Stars“, die – aus welchen Gründen auch immer – weiter sind als andere und Spiele quasi allein entscheiden können. Und jede Mannschaft hat eben auch ihre schwächeren Spieler, die mehr Fehler als andere machen und damit Spiele ebenfalls im Alleingang entscheiden können. Nur leider zu Ungunsten der eigenen Mannschaft.

Wie geht man als Trainer mit diesen unterschiedlichen Spielniveaus um? Für einen guten Trainer sollte es immer das Ziel sein, die Lücken im Spielniveau durch sein Training zu schließen. Bei einem guten Trainer geht die Schere hinsichtlich des Leistungsniveaus nicht weiter auf, sondern sie wird mit der Zeit immer kleiner. Geben Sie den schwächeren Spielern Selbstvertrauen. Sagen sie ihnen, dass sie die anderen noch einholen werden bzw. den Abstand verkleinern werden. Ein Spieler, der noch nicht soweit ist, kann viel größere Sprünge machen, als einer, der bereits sehr gut ist. Im Trainingsprozess steuern Sie den Ausgleich unterschiedlicher Spielniveaus indem Sie auf möglichst leistungshomogene Gruppen achten und den schwächeren Spielern mehr Aufmerksamkeit widmen.

Wir kommunizieren in unseren Mannschaften außerdem ganz offen, dass es Spieler gibt, die schon weiter sind und andere, die noch nicht so weit sind. Deswegen grenzen wir jedoch niemanden aus. Im Gegenteil: Alle Kinder werden nach den gleichen Grundsätzen behandelt. Die schwächeren Spieler erhalten genau dieselben Einsatzzeiten und genau das gleiche Training. Wir geben ihnen die Zeit, um die Lücken zu den anderen Kindern zu schließen. Auf der Ersatzbank, mit nur wenigen Einsatzzeiten, wird das nicht gelingen.

Es ist für die Kinder eine ganz wichtige Lektion, dass schwächere Spieler nicht benachteiligt werden. Sondern, dass man sich um sie genauso kümmert, wie um alle anderen Spieler auch. Nur so kann ein Wir-Gefühl entstehen, das jede Mannschaft braucht, um erfolgreich zu sein. Auch bei guten Teams gibt es innerhalb der Mannschaft ein Leistungsgefälle. Aber in dem Moment, in dem die starken Spieler ihre Überlegenheit gegenüber den anderen heraushängen lassen würden, gäbe es keine Mannschaft mehr und die Leistungsbereitschaft würde insgesamt unter einem solchen Klima leiden. Die schwächeren Spieler hätten schlichtweg keine Lust mehr für die Stars zu rennen, nur um sich nach dem Spiel vielleicht wieder anzuhören, was sie dennoch alles falsch gemacht haben.

Egal, wie gut eine Mannschaft ist, die stärkeren Spieler sind auf die schwächeren angewiesen. Allein auf dem Feld gewinnt niemand ein Fußballspiel. Das ist eine Binsenweisheit, ein Allgemeinsatz, von dem jedoch ein wichtiges Signal an die starken Spieler ausgeht, wie sie mit schwächeren Spielern der eigenen Mannschaft umzugehen haben. Nämlich nicht von oben herab, sondern verantwortungsvoll, indem sie diese Spieler unterstützen und ihnen zur Seite stehen. Zumal sie aufgrund ihrer eigenen Spielstärke dazu in der Lage sind. Sie können ihren Mitspielern helfen, da sie auf dem Feld nicht so sehr mit sich selbst beschäftigt sind.

Und wer anderen helfen kann, der soll es auch tun. Eine wichtige Lehre für das spätere Leben – gerade in einer Gesellschaft in unserer Zeit, in der der Egoismus doch spürbar zugenommen hat.

Egal auf welchem Niveau jemand Fußball spielt, ob Freizeitliga, Kreisklasse, Landesliga oder in der AH –  es wird in seiner Mannschaft immer starke und schwächere Spieler geben. Wo will man da mit der Selektion anfangen? Und wo hört man auf? Wir müssen das Verständnis für schwächere Menschen schulen! Es ist eine wichtige Aufgabe, die wir Trainer haben. Auch in unserer Gesellschaft gibt es starke und schwache Menschen. Und genau wie in einer Fußballmannschaft muss sich auch unsere Gesellschaft die Frage stellen: Was machen wir mit den schwachen Menschen? Überlassen wir sie sich selbst, oder helfen wir ihnen?

Fußball ist leben lernen. Mannschaftsgeist ist Gemeinsinn. In jeder Gemeinschaft, ob sie nun aus 11 oder 15 Fußballern oder 80 Millionen Menschen besteht, sollte es unserer Meinung nach eine Selbstverständlichkeit sein, dass die Starken den Schwächen helfen.

Eine gute Fußballzeit!

Euer Michi

www.mfsfussballtraining.tv

2 Gedanken zu „Fußball ist leben lernen!

  1. wolfi

    Hi Michi,
    prima Artikel, wie immer, vielen Dank. Trotzdem noch eine Frage: Was macht Ihr denn mit Spielern, deren Trainingsteilnahme unter 50% liegt inkl. immer wieder unentschuldigtem Fehlen? Auch bei Erscheinen hält sich der Trainingseifer in Grenzen. Danke im Voraus für eine Antwort.
    lg
    wolfi

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    1. Michi Schuppke Beitragsautor

      Hallo Wolfi,

      das haben wir schon mal an andere Stelle diskutiert. Hier geht es um „Disziplin“ innerhalb der Gruppe. Ein strenges Wort, aber ich finde, das trifft es schon ganz gut. Auch das ist natürlich Leben lernen. Dass man für die Gruppe da ist und eine Verantwortung gegenüber den anderen hat. Wenn man nie da ist oder im Training nicht mit vollem Eifer dabei ist (Schlechte Tage sind natürlich erlaubt), dann kann sowhohl er sich nicht weiterentwickeln und auch die Mannschaft nicht weiter voranbringen. Man lässt in gewissem Sinne die anderen im Stich. Dann muss man natürlich mit dem Spieler, mit den ELtern sprechen und fragen, warum das so ist. Denn natürlich: die, die immer da sind und alles geben, müssen selbstverständlich belohnt werden. Heißt: diese Spieler müssen dann in den Spielen bevorzugt werden. Aber wie gesagt: es darf Ausnahmen geben – Schule, Krankheit, Familie…

      Viele Grüße
      Michi

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