FC Bayern München: Was fehlt im Spiel unter Carlo Ancelotti?

Fehlendes konsequentes Pressing und Forechecking gegen schwache Teams

Das Spiel gegen Anderlecht in der Champions-League hat es gezeigt: gerade gegen die „schwächeren Teams“ haben die Bayern unter Ancelotti häufig Probleme und spielen meist glanzlos. Trotz Überzahl nach 10 Minuten ließen sie zwei wirkliche Großchancen für die Belgier zu und hätten sich über den Ausgleich nicht beschweren dürfen.

Dies liegt unserer Meinung nach an der wohl offensichtlichen taktischen Freiheit der Spieler, was Gegenpressing und Forechecking angeht. Diese Freiheit führt gegen solche Teams häufig zu mangelnder Einstellung der Spieler, ein Gegenpressing nach Ballverlust konsequent und v.a. gemeinsam im Team zu spielen.

Die Spieler scheinen selbständig entscheiden zu dürfen, wann Sie ein Gegenpressing oder Forechecking durchführen oder nicht. So entscheiden oft ein oder zwei Spieler, den Gegner bei Ballverlust unter Druck zu setzen, jedoch geschieht das Ganze nur selten im Kollektiv und ist damit nicht wirksam genug. Auf diese Weise erhält das gegnerische Team Luft und Raum, um einen eigenen Angriff einzuleiten oder für Entlastung zu sorgen. Der ballerobernde Spieler bekommt ausreichend Zeit, um gezielt Bälle in die Spitze zu spielen.

Daraus ergeben sich zwangsläufig gute und manchmal auch viele Torchancen für das gegnerische Team.

Unter Guardiola wurde das Gegenpressing und Forechecking konsequent in jedem Spiel und vollem Tempo eingefordert. Auf diese Weise hatte der ballerobernde Spieler unzureichend Zeit, um einen gezielten Ball zu spielen, um sich und sein Team zu befreien. Geschweige denn den Ball behaupten zu können. Nicht ein Spieler setzte dabei den ballführenden Gegner unter Druck, sondern das Kollektiv. Während die offensiven Spieler alle gemeinsam den Ball jagten, rückten die Defensiven an Ihre Gegenspieler eng heran, um sämtliche Pässe umgehend ablaufen zu können. Auf diese Weise verlor fast jedes gegnerische Team den Glauben daran, das Spiel gewinnen zu können, da der Druck auf den Ball so hoch ist, dass die Aussicht ein Tor erzielen zu können, aussichtslos erscheint. Der Druck wird dabei also permanent aufrechterhalten, so dass der Gegner mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit früher oder später mental und physisch komplett einbricht.

Diese konsequente Spielart oder Strategie lässt den eigenen Spielern auch keine Möglichkeit, Einsatz und Einstellung hängen zu lassen. Der Spieler der nicht in vollem Tempo bis zur Balleroberung nachsetzt, fällt sofort ins Auge und wird von Teamkollegen und Trainer umgehend angemahnt.

Der 16er ist kaum besetzt und mangelnde Torchancen:

Sehr auffällig ist, dass Ribéry, Robben und auch Kimmich häufig am Flügel durchbrechen und den Ball von der Grundlinie in den Sechzehnter spielen. Leider finden Sie dort viel zu selten einen Abnehmer. Während das gegnerische Team oft in einer 5er Kette agiert und den Sechzehner sehr eng abdeckt, sind bei Bayern nur Lewandowski und einer der beiden 8ter im Sechzehner.

Unter Guardiola wurde der Sechzehner fast immer von mindestens vier Spielern belegt.

Wenn sich beispielsweise Ribéry am Flügel durchgesetzt hat, war der Sechzehner durch Robben, Müller, Thiago und Vidal belegt. Auf diese Weise hat der Spieler eben mindestens vier Anspielmöglichkeiten. Die Verteidigung hat nun einen enormen Aufwand die Laufwege dieser Spieler abzudecken. Die Wahrscheinlichkeit ein Tor zu erzielen verdoppelt oder verdreifacht sich sogar.

Wenn Ancelotti nur diese beiden kleinen Veränderungen vornehmen würde, wäre eine enorme Leistungssteigerung möglich. So wirkt das Spiel leider etwas zufällig und leider auch ein wenig planlos.

Eine gute Fußballzeit!

David Niedermeier

4 Gedanken zu „FC Bayern München: Was fehlt im Spiel unter Carlo Ancelotti?

  1. Ralf Damm

    Moin, Moin,
    eine sehr gute Spielanalyse…, mit persönlich feht auch die Handschrift vom Trainer.
    Hast du denn auch gute Trainingsübungen,um das mit der Mannschaft durchzuspielen?
    Sportlichen Gruß
    Ralf

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    1. David

      Hallo Ralf,
      das Thema Kompaktheit würde ich meinen Spielern immer wieder an der Tafel erklären und dies auch in allen Abschlussspielen im Training einfordern. Zum Thema Gegenpressing haben wir etliche Spielformen.
      In die Schlagwortsuche kannst Du “ Gegenpressing“ eingeben. Als Gutes Beispiel möchte ich die “ Pressingmaschine 2 “ aufführen.
      Das Besetzen des Straufraums beim Spiel nach vorne, solltest auch bei jedem Spiel und Abschlussspiel stets einfordern.
      Ich hoffe ich konnte Dir etwas helfen
      David

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  2. Willi Pfaff

    Bestens Analysiert. Wir würden eher dich anstatt Nagelsmann als Nachfolger von Angelotti sehen;)
    Liebe Grüße Willi Pfaff und Leo Pfaff
    Ehemaliger Trainer Grünwald

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