Der Kleinfeldfußball sollte angepasst werden!

Ich oute mich hier mal als absoluter Fan von Funino. Für unsere Allerkleinsten ist das ein tolles System, um allen Kinder Spielzeit zu gewähren und möglichst oft einen Ball am Fuß zu haben. Allerdings fällt seit Jahren der klassische Kleinfeld-Fußball (das 7 gegen 7) bei jeder Regeländerung durchs Raster. Es wirkt fast so, als würde niemand das Alter zwischen 8 und 11 Jahren interessieren. Ist ja noch kein richtiger Fußball. Aber genau das Gegenteil ist der Fall.

Gerade in diesem Alter werden technische Grundlagen gelegt, die Kinder saugen alles auf und lernen viel schneller als später.

Dennoch bin ich keiner der ewig gestrigen, die Funino verteufeln, 9 gegen 9 schlecht finden und immer gerne alles so lassen würden wie es ist. Das Argument „wir machen das seit 50 Jahren so“ zieht einfach nicht, genau deshalb laufen uns Länder wie Portugal und Co in der technischen Ausbildung von Spielern den Rang ab. Aus dem Potential und der Menge an Spielern, die man in Deutschland im Vergleich zu anderen Nationen hat, holen wir im Verhältnis viel zu wenig Qualität raus.

Ein Teil des Problems liegt für mich im 7 gegen 7. Es gibt einfach Regeln in dieser Altersklasse, die das Fußballspielen eher unterbinden als fördern. Für die 5/6 Jährigen wurde mit Funino eine super Möglichkeit geschaffen, in das Fußballspielen rein zu finden und einfach mal zu „zocken“. Im Großfeld führen wir die Regel ein, dass Verteidiger Abstöße im 16er annehmen dürfen. Auch hiervon bin ich ein Riesenfan, weil es das SPIELEN erleichtert und das „Gebolze“ verringert.  Kritiker dieser Regeländerung sind meistens diejenigen, die weder in der Lage sind ihren Spielstil anzupassen, noch überhaupt spielen wollen.

Aber was passiert im 7 gegen 7? Regeländerungen? Keine. Der Torwart darf seit Jahrzehnten den Ball bei jedem Rückpass in die Hand nehmen. Die Folge? Kurzer Abstoß, kurzer Rückpass und dann langer Ball. Entweder direkt oder eben gerne aus der Hand nach Aufnahme des Torwarts geschlagen. Dann gerne auch noch das Feld ein wenig kürzer gezogen und schon landen diese langen Bälle fast beim gegnerischen 16er!  80% der E-Jugend und alten F-Jugend Spiele sehen genauso aus. Bei einer Diskussion hierzu wurde mir neulich gesagt, die Kinder würden das nicht verstehen. Das ist doch absoluter Quatsch.

Die Kinder lernen das schneller als man denkt. Das Problem liegt woanders. Wir Erwachsenen verzeihen ihnen ihre Fehler am Anfang nicht, weil ja der Erfolg sonst gefährdet ist. Wir bringen unseren Torhütern 3 Jahre etwas bei, was wir ihnen dann von heute auf morgen im 9 gegen 9 verbieten. Das ist für die Kids viel schwieriger zu verstehen und vor allem kontraproduktiv. Die meisten Torhüter im Kleinfeld können weder einen Flugball technisch sauber spielen, noch mit dem Ball am Fuß etwas anfangen. Wie auch? Wir haben es ihnen ja nie beigebracht oder sogar untersagt.  Mit 12 Jahren sollen sie das aber alles von heute auf morgen beherrschen? Wenn man schon einen 11 Jährigen fest zum Torwart erklärt, sollte man ihn wenigstens optimal ausbilden. Gerade im Spielaufbau werden die Torhüter immer mehr eingebunden im 11 gegen 11. Warum bringen wir ihnen das nicht von klein auf bei? Also einfach die Rückpassregel einführen, dann muss der Torwart mitspielen und die langen Bälle auf den einen Stürmer, der vorne 15 Meter im „Abseits“ wartet, werden schon mal hier weniger.

Ein weiterer Aspekt, der zum Nachdenken anregt, ist die Ausführung der Ecken und Freistößen. Im Alter von 5/6 Jahren ist es eher unwahrscheinlich, dass die Spieler eine scharf gespielte Flanke auf Kopfhöhe qualitativ gut verwerten können oder überhaupt wissen wie es geht. Meistens entsteht nichts anderes als Chaos im gegnerischen Strafraum und der Ball landet oft durch Zufall, durch pures Gestochere um den runtergefallenen Ball im Tor oder gar nicht. Warum also nicht kurz spielen oder Varianten einbauen? Genau das findet im 11 gegen 11 oder im 9 gegen 9 gegen Mannschaften mit starker Physis auch statt, um sich neue Möglichkeiten zu schaffen, um den Gegner aus der Ordnung zu bringen oder um ihn damit vielleicht sogar zu überraschen. Aber v.a. müssen solche kurz gespielten Ecken und Freistöße technisch gelöst werden, was wiederum die Entwicklung guter Spieler unterstützt.

Zusätzlich würde ich mir im Kleinfeld wünschen, dass lange Bälle aus der Hand über die Mittellinie verboten werden, wie in der Halle. Daraus entsteht automatisch eine spielnahe Situation. Auch wenn ich als Trainer gerne lange Bälle spiele, egal ob ich das persönlich gut oder schlecht finde, bin ich damit wenigstens gezwungen, es so zu machen wie es später aus dem Spiel heraus entsteht. Mein Torwart muss raus spielen, der lange Ball kann entweder vom Verteidiger oder vom Torwart nach einem Rückpass gespielt werden. Es wird nicht blind alles aus der Hand nach vorne geschlagen und die Mannschaften werden zumindest teilweise dazu gezwungen, Fußball zu spielen.

Mein kontroversester Vorschlag folgt aber noch. Warum kein Abseits im Kleinfeld? Ich weiß, es sind nur junge Schiedsrichter und Anfänger oder Eltern. Wenn aber die Trainer ruhig bleiben würden, könnten sowohl die Schiedsrichter als auch die Spieler im kleinen Rahmen schon mal lernen. Die Spieler stehen sicher oft im Abseits am Anfang, aber das tun sie im ersten Jahr D-Jugend auch und irgendwann müssen sie es lernen, warum also nicht gleich richtig? Das, was man jede Woche sieht, würde damit aufhören: Ein Spieler wartet vorne im Abseits, langer Ball über alle Verteidiger hinweg (die auch noch nicht wissen und einschätzen können, wie lange Bälle verteidigt werden müssen) und Tor. Es gibt oftmals kein einziges wirklich rausgespieltes Tor, einige Spiele erinnern von der Seite etwas an Tennis: langer Ball über die Mittellinie und der kommt direkt wieder zurück oder es fällt ein Tor. Natürlich wäre das zum Anfang eine wahnsinnige Umstellung, aber unser Anspruch sollte doch sein, Fußballer, also Fußball SPIELER auszubilden und nicht Ergebnisse zu erzielen, die man groß im Internet posten kann?

Herzliche Grüße

Michael Schuppke

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4 Gedanken zu „Der Kleinfeldfußball sollte angepasst werden!

  1. Thomas Ackermann

    Hallo Michi,

    ich kann Dir nur zustimmen. Sehe das genauso und bin immer wieder mit den Eltern auf Konfrontationskurs. Habe aktuell die junge D-Jugend. Abseits erlernen natürlich eine Katastrophe. Super Dribbler die dann aber eben nicht so oft ins Tor treffen wie die Gegener. Diese spielen bei uns zu 90% erfolgsorientiert. Den Jungs dann beizubringen, dass der Sieg egal ist: Schwierig. Letztes Jahr habe ich pro Spiel Ziele ausgelobt. Statt Gewinn z.B. sauber von hinten raus spielen, Zählen der Finten usw. Unser 2001er Jahrgang wurde von der F-Jugend bis C nach Eurer Philospohie von mir trainert. Danach wanderten die Guten eine Liga höher ab nachdem der Großteil leider keine Lust mehr hatte bzw von 2002 zu wenig nachkam. Schaue ich mir die Spieler nun in anderen Vereinen an so sind unsere technisch natürlich mehr als eine Länge vorne. Es hat sich bewährt.

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  2. Holger Sohla

    Hallo Michi,

    bis auf die Abseitsregel bin ich voll bei dir denn bei uns in Bayern (Oberfranken) pfeifen auschließlich Eltern die Spiele der F/E-Junioren und ich könnte mir vorstellen das dies dann zu noch mehr Streitigkeiten über Fehlentscheidungen, die halt auch passieren können, führen würde.

    Ansonsten gebe ich dir vollkommen Recht mit deinen Ausführungen zu der Anpassung des Kleinfeldes im 7 gegen 7 und deinen Ansätzen zur Spieleröffnung und Spielweise.in allen Altersgruppen.

    Aus eigener inzwischen 6-jähriger Trainererfahrung (C-Lizenz) einer Mannschaft die ich von der G-Jugend bis zur D-Jugend betreue kann ich nur jedem Trainer empfehlen das so umzusetzen wie es hier super beschrieben ist auch wenn es am Anfang sicher zu Gegentoren und Niederlagen führen wird.

    Als ich das so eingeführt habe musste ich auch erstmal bei vielen Eltern, die leider nur auf das nackte Ergebnis eines Spieles Wert legen, um viel Geduld bitten bis die Jungs das so spielen konnten.

    Wir haben deshalb auch viele Gegentore bekommen und Spiele verloren aber nach einiger Zeit wurden wir immer besser und inzwischen beneiden uns viele andere Vereine wegen dieser Spielweise ohne die langen Bälle auf einen großen und schnellen Stürmer und meine Jungs sind außerdem in der Lage auch schwierige Situationen spielerisch zu lösen.

    Gruß Holger

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  3. Lothar Jahn

    Ich trainiere eine U 8, wir sind eine Leistungsmannschaft des FC Hennef 05 und spielen bereits gegen U9 in der Meisterschaft, die Jungs werden da stark gefordert und bekommen ein robustes Zweikampfverhalten mit dem Ergebnis, dass wir die Herbstrunde, die bei uns als Orientierungsrunde gespielt wird als 1. abschließen konnten. Danach werden die jeweiligen Gruppensieger in eine neue Staffel zusammengefaßt. Wir spielen von hinten heraus und üben das auch immer im Training. Alle Pass und Torschußübungen werden so durchgeführt, dass die einzelnen Positionen und zugleich die Pass und Laufwege die wir für unser Spiel brauchen auch bei diesen Übungen geschult werden. Die technische Basis ist das Coervertraing und Koordinationstraining. Wir haben einen Kader von 10 Spielern und die Kinder kommen bis auf 2 aus unserem Fußballkindergarten. Ich trainiere die Mannschaft seit einem Jahr und die Basis war von Beginn an die technische und koordinative Schulung sowie das 1:1, die Koordinationsleiter ist bei jedem Training dabei und wird auch in Verbindung mit Dribbel- und Torschußübungen regelmäßig eingesetzt. Weiterhin wird auf alle Übungen größten Wert auf das Tempo gelegt und auch die richtige Ball- an und Mitnahme Wert gelegt. Da die Kinder bereits viele Finten erlernt. Ob Rivelino, Übersteiger Zidane, Ronaldo usw. müssen oft auf Zuruf angewendet werden das hat auch dazu geführt, dass die Kinder diese auch im Spiel anwenden da die Hemmschwelle nicht mehr da ist. Da ich parallel auch ältere Mannschaften noch trainiere ist meine Erkenntnis je früher die Kinder das lernen um so schneller wenden sie dies auch im Spiel an. Ältere können die Sachen auch aber nur in der Übung im Spiel ist dann die Hemmschwelle bei den meisten größer. Torwart haben wir keinen jeder muss ins Tor auch wenn manche Eltern das nicht gut finden. Bei Halbzeit wird der Torwart gewechselt und wer freiwillig ins Tor geht spielt das Spiel komplett. Wir üben auch regelmäßig Flugbälle indem wir Passübungen mit Spielverlagerungen einbauen und bei den 290g Bällen die wir in Gr. 4 verwenden, Gr. 3 ist bei den Kindern weniger beliebt, lernen die Kinder die Technik schnell sodoaß alle über 15m sicher spielen können mit ihrem starken Fuß. Der schwache Fuß wird nur bei den Finten und beim Torschuß angewendet. Wir geben grundsätzlich vor auch in der Meisterschaft auch wenn die anderen das nicht machen, das der Torwart versucht immer mit Rückpassregel zu spielen. Bei Testspielen vereinbaren wir das grundsätzlich mit dem Gegner, dass der Ball nicht über die Mittellinie und mit Rückpassregel gespielt wird. Die Idee mit der Abseitsregel finde ich gut, werde ich demnächst zumindest im Training anwenden.
    Obwohl die Abseitsregel hat meinen Mannschaften noch nie große Probleme bereitet. Habe letztes Jahr den Jahrgang 2008 trainiert wir haben als U11 bereits schon in der Sondergruppe gegen Jahrgang 2006 gespielt und damit keine Probleme gehabt. Mein Tip schon ein halbes Jahr vorher anfangen Testspiele gegen D zu machen, dann geht das recht schnell. Ein Highlight hatten wir auch schon, wir sind mit einem eigenen Programm bei Internationalen Derbystar Trainerkongress in der Sportschule in Duisburg aufgetreten.

    Mein Fazit: Kinder lernen schnell, man muss sie nur richtig anleiten und ihnen was zutrauen.

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  4. Florian Wendland

    Hallo zusammen,

    zu diesem Blogbeitrag der MFS (die damals mit ihrer Philosophie meine Sicht auf den Kinderfußball gehörig revolutioniert hatten) muss ich aus Sicht eines heutigen D-Jugendtrainers einfach mal etwas schreiben. Es brennt mir quasi unter den Nägeln.

    Der Landesverband Brandenburg ist in vielerlei Hinsicht nicht unbedingt das Maß der Dinge, wenn es um kindgerechte Anpassungen dieses Spiels geht (Ballgröße etc.), aber in puncto Förderung der spielerischen Lösungen in E- und D-Jugend ist Brandenburg (zusammen mit Berlin) vermutlich die Avantgarde in Deutschland.

    Während in anderen Landesverbänden in der D-Jugend im 8+1 gespielt wird, spielt Brandenburg seit langem 7+1, in der E-Jugend 6+1. Bahnbrechende Neuerungen bspw. in Niedersachen, Bremen, Hamburg, wo die NLZs weg sind vom 8+1 und ihre eigene NLZ-Liga (7+1) gegründet haben, ist bei uns Normalität – leider erprobt Brandenburg seit dieser Saison (zumindest im FK Havelland) eine 8+1-Staffel auf vergrößertem Feld. Ein Schritt in die falsche Richtung meiner Meinung nach.

    Ich bin mit meinem 2008ern in dieser Saison in die D-Jugend (also 7+1 auf einer Großfeldhälfte) gewechselt und muss sagen, dass es hier schon richtig, richtig viel Spaß macht mit den Kids zu „arbeiten“. Kognitive und motorische Fähigkeiten sind einigermaßen im Einklang (goldenes Lernalter), im Trainingslager taktische Grundsituationen geklärt, Übergang von Individual- auf Gruppentaktik…und das Schöne ist, die Kids verstehen mittlerweile den Sinn hinter diesen taktischen Mitteln. Während man in F (und teilweise in der E-Jugend) dieses Verhalten von den Kinder nur erzwingen kann (du gehst nicht über die Mittellinie, du bist Verteidiger – ganz grauenvoll) „begreifen“ es die Kinder nun, warum man gemeinsam aktiv agieren muss, warum man verschieben muss, warum man nachrücken muss etc. Ich bin ehrlich gesagt vom 7+1 und dieser Altersstufe (D-Jugend) ziemlich begeistert. Die Kinder saugen das Wissen förmlich auf.

    Zurück zu den Inhalten des MFS-Blogs:

    In Brandenburg dürfen dürfen Torwarte ab der E-Jugend die Rückspiele nicht mehr in die Hand nehmen (wohlgemerkt, in der F-Jugend ist das noch erlaubt). Auch hier nimmt Brandenburg anscheinend eine Spitzenposition ein. Unsere Torwarte werden seit der F-Jugend in die spielerische Eröffnung eingebunden mit deutlich sichtbarem Erfolg jetzt. Die sind teilweise „kalt wie Hundeschnauzen“, werden von Gegner angelaufen, täuschen eine Flanke an, und ziehen dann mit Tempo vorbei und eröffnen das Spiel. Wundervoll. Natürlich haben wir viele, viele Gegentore bekommen in der F- und E-Jugend. Ich kann mich sogar daran erinnern, dass wir mit einigen Eltern (wohlgemerkt, keine leistungsorientierten Eltern, die denken, dass ihre Kids Profis werden müssen) eine längere Diskussion gehabt, als wir uns 4 Gegentore durch spielerische Eröffnungen gefangen haben und das Spiel 3:4 verloren haben.Und auch jetzt fangen wir uns das ein oder andere Gegentor, wenn die Keeper versuchen flach durch die Mitte zu spielen. Aber wenn man die Kids ganzheitlich ausbilden möchte, dann gehört die spielerische Eröffnung durch den Torwart und das Torwartspiel einfach mal dazu.

    Auch die aktive Mittellinie gilt in Brandenburg bis zur C-Jugend – und zwar aber der F-Jugend. Diese aktive Mittellinie ist ein ganz wichtiger Aspekt für die fußballerische Ausbildung unsere Kinder. Allerdings müssen die Ligen in ihrer Stärkenzusammenstellung geändert werden, da spielschwächere Teams sich gegen die Top-Leistungsmannschaften nur schwer befreien können.

    Wie waren mit unseren 2008ern damals in der E-Jugend bei einem Turnier in Bremen – und wenn man sieht, wie die meisten dieser Teams die Spieleröffnung machen, dann versteht man die Kritik der MFS sehr gut. Weite Bälle, alle Kids aufgerückt bis in des Gegners Hälfte, dann der Versuch den zweiten Ball zu erobern. Ganz schrecklich.

    Ich finde leider auch, dass die neue Regel für die Förderung der Spieleröffnung nicht unbedingt vorteilhaft ist für uns Brandenburger. Ich habe es erlebt, dass die eigenen Spieler in den Strafraum gegangen sind, kurz mit dem Torwart eröffnet haben, und dieser sofort den Ball wuchtig über die nunmehr nicht mehr aktive Mittellinie geschlagen hat. Das Problem ist hierbei, dass, zumindest in Brandenburg (bzw. einigen FKs) die defensive Mannschaft erst angreifen darf, wenn der Ball den Strafraum verlassen hat. Sprich, das offensive Team kann sich in aller seelenruhe den Ball zurechtlegen und den Ball unbedrängt weit schlagen. Wenn man allerdings Gefallen an der spielerischen Eröffnung gefunden hat, dann macht diese Regeländerung total Sinn. Durch die kurze Eröffnung ohne Gegnerdruck kann sich die offensive Mannschaft einfacher positionieren, um den Aufbau spielerisch zu lösen. Auch hier hängt es immer wieder vom Trainer ab – möchte er sich durch Ergebnisse profilieren oder möchte er seinen Kids etwas gutes tun.

    Bei Freistößen und Ecken gebe ich der MFS zu Teilen recht. Ja, viele dieser indirekten Feistöße durch die aktive Mittellinie werden blind von einem Kind überdurchschnittlicher guter Schlagtechnik nach vorne gehämmert, weil der Ball da schon „irgendwie reingeht“. Das machen die Mannschaften bis hoch in die D-Jugend konsequent. Die Gefahr den Ball zu verlieren ist zu groß. Wir haben bspw. nie hohe Bälle gespielt, sondern immer über Torwart und der Defensivreihe eröffnet. Klar haben wir viele Bälle dadurch verloren und sicherlich das ein oder andere Tor nicht erzielt, aber die Kids müssen einfach lernen sich spielerisch zu lösen und den Gegnerdruck aufzulösen. Allerdings sind hohe Bälle nicht immer und überall zu verteufeln. Wir haben uns bspw. bewusst auf das Einstudieren von Eckentricks verzichtet. Das Einschätzen und Verteidigen hoher Bälle gehört zur Ausbildung der kognitiven Fähigkeiten dazu und sollte nicht unterschätzt werden.

    Das Thema ‚Abseits‘ sehe ich sehr kritisch, da es das Spiel unnötigerweise für die Kleinen verkompliziert. Aus Sicht der MFS (lange Bälle vom Torwart per Abschlag über die Mittellinie) kann ich das sogar nachvollziehen, in Brandenburg gilt diese Regel jedoch nicht. Es gibt also genug Möglichkeiten die langen Bälle aktiv zu verteidigen, in dem man die gegnerische Mannschaft im Spielaufbau unter Druck setzt und gar nicht zulässt, dass die langen Bälle gespielt werden. Zudem kann man den Torwart immer schön hoch stehen lassen, so dass diese langen Bälle weniger zielführend sind. Aus „Brandenburger“-Sicht gibt es keine Notwendigkeit die Abseitsregel ins Kleinfeld wieder einzuführen.

    Katastrophal in Brandenburg sind die Regeln der Hallenkreismeisterschaft. Ein absolutes Debakel. Keine aktve Mittellinie, die Torwarte MÜSSEN per Abwurf das Spiel eröffnen, dürfen (ab D-Jugend) nicht mehr in das Aufbauspiel einbezogen werden. Kein Wunder, dass die Spiele wie „Torwart-Weitwurf-Wettbewerbe“ aussehen. Selbst wenn man sich spielerisch lösen möchte, wird man durch diese Regel eher behindert als gefördert. Hier hat man mal wieder eine Spielform für Erwachsene ohne Nachzudenken auf die Kids übertragen. Sehr schade, weil ich ein großer Anhänger des Futsals im Jugendbereich bin (dieser Ball ist für die technische Ausbildung und en Spielfluss einfach perfekt in der Halle), allerdings mit ähnlichen Regeln wie auf dem Spielfeld draußen. So macht der Jugendfutsal für mich keinen Sinn.

    Als Fazit kann man aus Brandenburger Perspektive sagen, dass die Kritik der MFS für unsere Spielformen nur bedingt gilt. Zwischen einigen Forderungen (bspw. Abseits) und Regeln (bspw. inaktive Mittellinie) gibt es durchaus kausale Zusammenhänge, die in Brandenburg nicht unbedingt gegeben sind.

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