Futsal

In Deutschland gewinnt Futsal immer mehr an Bekanntheit. So ist es auch nicht verwunderlich, dass der DFB am Freitag bekanntgegeben hat – es wird demnächst eine Futsal-Nationalmannschaft geben. Betreut wird das deutsche Team von Paul Schomann, dem für Futsal zuständigen Trainer. Neben der Gründung der Futsal-Nationalmannschaft wurde auch entschieden, ab dem Jahr 2017 bundesweite DFB-Futsal-Wettbewerbe für C- und B-Juniorinnen einzuführen.

Eigentlich kommt Futsal aus Südamerika und der Name leitet sich aus dem Portugiesischen „futebol de salao“ und dem Spanischen „futbol sala“ für Hallenfußball ab.

Futsal ist eine von der FIFA anerkannte Variante des Hallenfußballs und unterscheidet sich von anderen Arten vor allem dadurch, dass das Spielfeld durch Linien und nicht durch Banden begrenzt wird. Es wird generell mit fünf Spielern auf Handball-Tore mit einem sprungreduzierten Ball gespielt. Die Spielzeit beträgt zweimal 20 Minuten.

Vorteile von Futsal

Ganz klar – wir von der Münchner Fussball Schule sind große Fans von technischem Fußball und deshalb auch ganz euphorisiert von Futsal. Und dass der DFB das ganze nun auch in den Jugendbereich ausweitet, begeistert uns umso mehr.

Die Vorteile liegen ganz klar auf der Hand: 

Ohne Bande sinkt das Verletzungsrisiko. Und das „Wirrwarr“ an der Bande fällt weg und weicht klaren technischen Aktionen.

Gewechselt werden darf unbegrenzt und fliegend, der Einwurf ist durch den Einkick ersetzt. Der Strafstoß wird aus sechs Metern ausgeführt. Fouls werden restriktiv geahndet. Das Grätschen am Mann wird grundsätzlich als Foul gewertet.

Dabei ist Futsal keineswegs körperlos, wie es oft fälschlicherweise heißt. Der Körperkontakt in den Zweikämpfen ist dem Fußball ähnlich. Durch die Sanktionierung mit direktem Freistoß halten sich die Spieler aber automatisch zurück.

Der Fokus wird weg vom Zweikampf und hin auf die Technik gelegt. Das gefällt uns natürlich besonders gut.

Nach einer roten Karte darf der betroffene Spieler nach Ablauf von zwei Minuten durch einen anderen ersetzt werden. Zudem gilt beim Futsal eine verschärfte Rückpass-Regel: Der Torwart darf den Ball nur einmal berühren und dabei höchstens vier Sekunden kontrollieren, dazu gehört auch der Abwurf. Danach darf er den Ball erst wieder berühren, wenn zwischenzeitlich ein Gegner Ballkontakt hatte, oder der Torwart sich in der gegnerischen Hälfte befindet.

Außerdem unterscheidet sich Futsal vom klassischen Hallenfußball durch die „Vier-Sekunden-Regel“. Für ruhende Bälle, sowie Kontrolle des Balles durch den Torwart mittels Hand oder Fuß in der eigenen Spielhälfte stehen jeweils nur vier Sekunden zur Ausführung zur Verfügung. Wird die zulässige Zeit überschritten, wechselt der Ballbesitz zur gegnerischen Mannschaft. Das erhöht das Spieltempo enorm.

Und auch der besondere Ball hat Vorteile:

Im Gegensatz zu dem guten alten, gelben Stoffball, springt der spezielle Ball beim Futsal nicht wild durch die Halle und lässt technische Bewegungen zu, fast wie auf Rasen.

Wir finden – Futsal fördert ganz klar den technischen Fußball.

Sinnvolle Regeländerungen im Jugendbereich

Bei unserem ersten Futsal-Turnier haben wir die Erfahrung gemacht, dass nicht alles, was für Erwachsene gut ist, sich vollständig auf den Jugendbereich übertragen lässt.

Unserer Meinung nach wäre es einen Versuch wert, angepasst an das Lernziel des jeweiligen Alters, folgende Regeln zu überarbeiten: 

Laut Futsal-Regel darf der Torwart den Ball über die Mittellinie werfen: In der E-Jugend entsteht dadurch oft ein unkontrolliertes und planloses Werfen der Bälle, wie auch im Freien. Somit bleibt der eigentliche Sinn von Futsal, nämlich den Ball technisch sauber, auch unter Druck rauszuspielen auf der Strecke. Deshalb finden wir, der Torwart sollte den Ball nicht über die Mittellinie werfen dürfen.

Die zweite Regel, die unserer Meinung nach den Spielaufbau stört, sagt, dass der Keeper nur einmal angespielt werden darf. Somit entsteht ein 4 gegen 4 unter hohem Druck.  Was sicher seinen Reiz hat. Vor allem für erwachsene Spieler, die Lösungen parat haben. Was bei dieser Regel aber leider komplett verloren geht, ist ein sauberer, konstruktiver Spielaufbau.

Dazu kommt, dass der Torwart bei dieser Futsal-Regel nicht in den Spielaufbau eingebunden wird – im Sinne eines ganzheitlichen Lernens ist das kontraproduktiv.

Kinder müssen ohne Druck lernen!

Um Kinder technisch ganzheitlich auszubilden, gehört ein Lernen eines technisch anspruchsvollen Spielaufbaus dazu. Beides – den Ball in die Hand nehmen und die 4-Sekunden Regel – zerstört die Idee des Spielaufbaus, da der Torwart den Ball, nachdem er ihn aufgenommen hat, einfach über die Mittellinie nach vorne wirft. Oder aber die jungen Torhüter bekommen einen Rückpass und fühlen sich durch die 4-Skundenregel so unter Druck gesetzt, dass sie den Ball schnell nach vorne schlagen. Hauptsache der Ball ist weit weg vom eigenen Tor und es werden in einem möglichen Spielaufbau keine Fehler gemacht, die den Erfolg des Spiels gefährden würden. Hier ist wieder mal der reine Erfolgsgedanke das Problem.

So aber hat der Futsal durch diese Regelungen nicht viel mit Ausbildungsfußball zu tun. Es kann kein Spielaufbau betrieben werden, da der Torwart eben nach seinem Abwurf oder nach einem Rückpass nicht erneut angespielt werden darf und wie im klassischen Spielaufbau als Überzahlspieler eingebaut werden kann, um die gegnerischen Stürmer auszuspielen und einen kontrollierten Angriff einzuleiten.

Eine weitere nachteilige Regel: sobald der Ball im Aus ist, zählt der Schiedsrichter von vier runter. Wenn der Spieler bis dahin noch nicht ausgeführt hat, bekommt die gegnerische Mannschaft den Ball. Der Vorteil davon ist es, dass kein Zeitspiel möglich ist. Für ältere, technisch gut ausgebildete Spieler ist dies in Ordnung. Für die jüngeren und noch nicht „fertigen“ Spieler überwiegen die Nachteile, da die Kinder unter Zeitdruck handeln müssen, sich somit nicht organisieren können und den Ball dann meist unsauber nach vorne in den Gegnerdruck spielen.

Es mag sein, dass Futsal im Herrenbereich oder von der C- bis hin zur A-Jugend gut funktioniert. Immer vorausgesetzt, die die Spieler sind technisch gute Fußballer. Doch hier wird erneut der fatale Fehler gemacht, dass von Erwachsenen auf Ausbildungsfußball geschlossen wird.

Unser Fazit

Abschließend bleiben wir bei unserem Fazit. Futsal ist super, wenn man die Jungs spielen lässt. Leider sind nach wie vor die meisten Trainer zu ergebnisorientiert. Deshalb bleibt die fußballerische Ausbildung der Kinder auf der Strecke. Dabei bietet sich gerade der Futsal an, den Kindern Lösungen für 1vs1 Situationen beizubringen. Hier muss der BFV zwingend die Trainer in die Pflicht nehmen und diese schulen, wie sie Futsal und ausbildungsorientierten Fußball kombinieren können.

Aktuell bleibt bei uns das Gefühl, dass der Futsal mit Gewalt implementiert wird und sich pedantisch an die Regeln gehalten werden muss. Warum es z.B. eine Zeitstrafe gibt, wenn ein Auswechselspieler sein Leibchen zu früh auszieht und dem ausgewechselten Spieler gibt, erschließt sich uns nicht. Warum müssen Wechselspieler überhaupt ein Leibchen anhaben? Und warum wollen wir mitspielende Torhüter (Neuer, ter Stegen etc.), lassen unsere Nachwuchskeeper dann aber 4 Monte lang nicht mehr am Spiel teilnehmen? Der BFV muss die Futsal Regeln überarbeiten und an den Ausbildungsfußball anpassen. Ansonsten bleiben die Futsalturniere eine gute Idee, aber leider nicht mehr…

Unser Fazit in Videoform

Unser Faxe hat das Ganze in unserem Video auf MFS Fussballtraining.tv sehr gut zusammengefasst:

Fazit Futsal
Faxe’s Fazit zu Futsal