Passen und Passtechniken

Viele Trainer fordern von ihren Spielern bereits im Jugendbereich ein schnelles Passspiel. „Pass“, „Spielen“, „Schnell Spielen“ – das sind so die klassischen Kommandos, die man gerne auf den Fußballplätzen am Wochenende hört. Dabei wird das Passen viel zu oft in Situationen gefordert, in welcher ein schneller Pass gar nicht richtig oder nötig ist. Nicht nicht immer ist schließlich ein schnelles Passspiel angebracht. Ein Dribbling und das Lösen einer 1 gegen 1 Situation ist oft besser. Aber mal unabhängig davon fällt in diesem Zusammenhang eines immer wieder auf: Es wird den Spielern nicht erklärt, wie gutes Passspiel technisch überhaupt geht.

Und so wird von den Spielern etwas verlangt, was sie gar nicht können. Das Ergebnis sieht man häufig: Keine drei Pässe am Stück, bevor nicht wieder ein Ball auf Höhe des Schienbeins oder der Hüfte durch die Gegend fliegt. Der Mitspieler kann so einen Ball gar nicht sauber verarbeiten oder unfallfrei direkt weiterspielen, wie es ihm aufgetragen wurde.

Passen im Spielaufbau

Egal ob für Spielaufbau, für ein Direktspiel oder für ein gutes Kombinationsspiel – eine saubere Passtechnik mit hoher Qualität ist grundlegend wichtig. Und der Trainer muss, egal ob im Jugendfußball oder bei den Erwachsenen, seinen Spielern erklären, worauf es ankommt. Denn wenn mein Spieler einen schlechten Flachpass, also einen springenden Ball, im Spiel unter Druck bekommt, kann er diesen nicht sauber weiterspielen. Oft wird dabei der Passempfänger für seine schlechte Ballannahme oder für sein schlechtes Direktspiel lautstark gerügt – dabei ist es gar nicht seine Schuld. Das Zuspiel des Mitspielers war einfach miserabel.

Ein Fehler im Passen summiert sich dann häufig auf. Dieser erste schlechte Ball wird schlecht weitergespielt, der nächste Spieler gerät dadurch wieder unter Druck usw. Und am Ende kann mein Team nicht mehr sauber kombinieren. Zunächst mal muss man wissen, und dies auch den Spielern erklären, dass es einen Unterschied in der Passtechnik in Relation zur Distanz gibt, über die der Ball gepasst werden muss. Man unterscheidet in der Passtechnik zwischen einem kurzen Pass, der bis ungefähr 10 Meter gespielt wird, und einem langen Pass, der ab ca. 10 Meter zu bevorzugen ist.

Der kurze Pass soll immer „gedrückt“ gespielt werden. So bleibt der Ball flach und streicht schön über den Boden. Damit kann er perfekt angenommen oder weitergespielt werden. Der lange Pass sollte eher geschwungen gespielt werden, weil man jetzt eine größere Strecke zu überwinden hat. Und je länger der Ball flach über den Boden streicht, desto mehr Geschwindigkeit verliert er. Durch das schwingende Passen verlässt der Ball auch den Boden, d.h. er hüpft natürlich auf und wird dadurch schnell. Nun ist es wichtig, dass der Ball nicht kurz vor meinem Mitspieler aufhüpft, sondern schon ein paar Meter davor, sodass auch dieser Ball relativ leicht zu verarbeiten ist.

Was bedeutet aber nun, einen Pass drückend oder schwingend zu spielen? Und wie geht das? Schaut euch dazu einfach unser Techniktutorial an.

Passen – Technik:

Taktische Elemente des Passens

Entscheidend sind aber nicht nur die optimale Passtechnik und Auswahl der richtigen Technik passend zur Spielsituation, sondern auch die Beachtung der taktischen Aspekte des Spielaufbaus

  1. Offene vs geschlossene Stellung: Hat der Passempfänger vor sich genügend Raum, so ist es wichtig, den Pass in die offene Stellung, sprich in den offenen Raum vor dem Mitspieler zu passen. Auf diese Weise kann der ballempfangende Spieler schneller Druck nach vorne und auf den Gegner ausüben. Ist der Mitspieler unter direkter Bedrängnis, so sollte er in der geschlossenen Stellung, sprich mit Kopf zum eigenen Tor, angespielt werden. Somit kann die Spielverlagerung schneller durchgeführt werden. Ziel muss es im Spiel immer sein, die Mitspieler mit sauberen Pässen in offene Stellungen zu bringen.
Unser Faxe erklärt im Video die offene Stellung im Spielaufbau
  1. Gegnerfernes vs gegnernahes Zuspiel: Möchte ich den Ball auf einen der vorderen Spieler passen, die direkt hinter sich einen Gegenspieler haben, dann ist es sinnvoll, den Ball auf die gegnerferne Seite zu passen. Auf diese Weise gibt der Anspieler dem Empfänger einen Hinweis darauf, wo sich der Gegenspieler befindet. Ist der Gegenspieler des Empfängers weit hinter ihm, so ist es sinnvoll, den Ball mittig oder auch gegnernah, also auf der Seite des Gegenspielers, anzuspielen. Dies ist abhängig von der Spielsituation und der sinnvollsten Spielfortsetzung. Somit kann der Anspieler, der einen besseren Blick auf das Spiel und die möglichen Spielfortsetzungen hat, dem Empfänger die beste Option schon vorgeben. Auf diese Weise erhöht sich die Kombinationsgeschwindigkeit und gleichzeitig der Druck Richtung gegnerisches Tor. Je mehr Druck auf das gegnerische Tor ausgeübt werden kann, desto mehr wird die gegnerische Mannschaft in das Zentrum rücken, um den direkten Weg auf das Tor zu verdichten. Auf diese Weise werden die Flügel geöffnet und es ist dann dort möglich, weiter Richtung Angriffsdrittel zu spielen!
  2. Scharfes vs leichtes Zuspiel: Ist der Mitspieler sehr weit weg, macht ist es Sinn, den Ball scharf zu spielen, um gegen die Verschiebebewegung der gegnerischen Mannschaft Räume zu öffnen. Je schneller der Ball auf die andere Seite kommt, desto mehr Raum findet der Empfänger vor. Bietet sich ein Mitspieler zwischen den gegnerischen Ketten an und befindet sich dabei im Stand oder leicht seitlicher Bewegung, so muss der Ball ebenfalls scharf gespielt werden. Spielt man den Ball über die Linien des Gegners zu leicht, so können die gegnerischen Spieler den Passweg schnell genug schließen und somit den Pass abfangen. Da der Mitspieler auf Lücke spielt und nicht entgegenkommt, kann er auch einen scharfen Ball ganz gut kontrollieren. Trotzdem muss auch beim scharfen Ball auf die Qualität geachtet werden. Kommt dem Anspieler ein Mitspieler entgegen und hat einen Gegner im Rücken, so ist es besonders wichtig, den Ball leicht in den gegnerfernen Raum zu spielen. Nur so kann er den Ball gut kontrollieren oder gar direkt weiterspielen. Hier ist darauf zu achten, den Ball in Richtung Spielfortsetzung in den Raum zu spielen.
  3. Täuschen- außen schauen- Innen spielen: In sehr vielen Spielsituationen macht es Sinn, vor dem Abspiel zu täuschen. Nehmen wir dazu ein kleines Beispiel: Der linke Innenverteidiger ist am Ball und möchte den Außenverteidiger anspielen. Dem Außenverteidiger steht der gegnerische Flügel gegenüber und wartet schon auf das Anspiel, um direkt ins aggressive Pressing zu gehen. Wenn der Innenverteidiger jedoch zunächst nach Vorne in den Sturm schaut, wird der Flügelspieler zunächst nach innen rücken, um das Zentrum zu verdichten. Wenn nun für alle überraschend der Ball nach außen auf den Außenverteidiger kommt, wird dieser viel mehr Raum und Zeit vorfinden und kann das Spiel nach vorne eröffnen. Genauso funktioniert das auch durch die Mitte. Schaut der Innenverteidiger zunächst nach außen und täuscht den Pass auf den Außenverteidiger an, so wird der Flügel schon unterwegs sein, um den Außenverteidiger anzulaufen. Dadurch wird der Passweg in die Spitze geöffnet.

Alle wichtigen Aspekte des Coachings haben wir für euch in diesen beiden Spielformen zusammengefasst:

Spielform: 3 vs 1
Spielform: 4 vs 2

Passen – Trainingsübungen:

Zum Trainieren der richtigen Passtechnik ist es wichtig, die richtige Übung zur richtigen Zeit auszuwählen. Wenn eine Mannschaft noch nie etwas von den Einzelheiten des Passens, z.B. der richtigen Position des Standbeins, Drücken oder Schwingen etc., gehört hat, ist es sinnvoll zunächst mit einer Basisübung zum Passspiel zu starten. Dazu eignet sich beispielsweise unser „Passpendel mit Ballan- und Mitnahme“. Hier werden verschiedene Passarten kombiniert und die Spieler haben eine extrem hohe Wiederhohlungszahl. Zum Video kommt ihr, wenn ihr auf das Bild klickt. Achtet bei der Durchführung dieser Passübung vor allem auf die Passqualität und auf die oben erwähnten taktischen Aspekte!

Wenn die Spieler die Passtechniken dann beherrschen, können sie in verschiedenste Übungen mit eingebaut werden. Bei unserem „Steilpass“ kombinieren wir z.B. in einer Torschussübung verschiedene Pässe mit Koordination und Torabschluss. Um euch diese Übung anzusehen, klickt wieder auf das Bild.

Und zu guter Letzt eignen sich auch taktische Passformen super zum Wiederholen der Passtechnik. Hier erstellen wir eine Passfolge, die auch im Spiel dann so vorkommen können, um spezifisch bestimmte Situationen und deren spielerische Lösung zu trainieren. Beim „Passen im Spielaufbau 2“ werden verschiedene Grundzüge des Spielaufbaus trainiert. So zum Beispiel das Überspielen eines Mitspielers oder das Freilaufen in eine offene Stellung. Aber schaut es euch selbst an: