Ausschreitungen im Jugendfußball

Wütende Eltern, die aufs Spielfeld laufen, Schiedsrichterbeleidigungen oder ambitionierte Väter, die taktische Anweisungen geben. Sicher kennst Du das auch. Ich denke, wir müssen die Ausschreitungen im Jugendfußball in den Griff bekommen, zum Wohle unserer Kinder. Die Regeln und das Umfeld zu verändern, wäre vielleicht ein Anfang – hier zwei Denkanstöße:

  1. Beim Rugby beispielsweise, was bekanntlich ein sehr kampfbetonter Sport ist, geht es meist sportlich sehr fair zu. Dies liegt vor allem an der Tatsache, dass kein Spieler, außer dem Kapitän, mit dem Schiedsrichter sprechen darf. Hält sich ein Spieler nicht an diese Regel, so gibt es an dieser Stelle indirekten Freistoß für die gegnerische Mannschaft. Bei wiederholtem Fehlverhalten gibt es eine Zeitstrafe oder sogar den Ausschluss vom Spiel. Auf diese Weise könnten wir bereits den Kleinsten beibringen, die Entscheidungen des Schiedsrichters unkommentiert zu lassen und sie hinzunehmen.
  2. Alle Eltern, Funktionäre und andere Fans versammeln sich in Coachingzonen hinter dem eigenen Trainer. Somit darf keine Person außerhalb dieser Zonen am Spielfeldrand stehen. Dies hätte zwei entscheidende Vorteile:
  • Zum einen kann der Trainer viel schneller und gezielter deeskalierend auf „seine“ Eltern einwirken und die Hemmschwelle der Eltern, sich schlecht zu benehmen wird dadurch gesenkt.
  • Zum anderen kann der Schiedsrichter sich besser orientieren: Er kann ein Fehlverhalten der jeweiligen Fangruppe zum Anlass nehmen und einen beliebigen Spieler mit einer Zeitstrafe belegen. So hat der elterliche Ausrutscher eine Konsequenz für das eigene Team und das will doch keiner, oder?

Was hältst Du von meinen Ideen? Welche Regelveränderungen würdest Du einführen wollen?

Eine gute Fußballzeit

Dein Faxe

6 Gedanken zu „Ausschreitungen im Jugendfußball

  1. Mary

    Hallo Faxe,

    beide deiner Vorschläge sollten als Regeln eingeführt werden. Nicht nur, dass Eltern, die wütend das Spiel stören, alle Kinder verunsichern, sie sind auch noch ein schlechtes Vorbild. Das äußert sich auch in der wachsenden Bereitschaft, den „Schiri“ zu beleidigen oder jede Entscheidung zu kommentieren. Viele Schiedsrichter sind damit überfordert, gerade bei den Jüngeren dagegen vor zu gehen und auch ein Zeichen für die Eltern zu setzen.

    Fairplay und Respekt sollten für jeden Fußballer keine Fremdwörter sein.

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    1. Faxe

      Hallo Mary,
      vielen dank für Deine Unterstützung. Ich sehe das genau wie Du. Wir Erwachsene, und damit meine ich uns Trainer und Eltern, müssen verstärkt versuchen als Vorbilder aufzutreten. Vielleicht unterstützt uns auch der Verband in der Umsetzung solcher Regeln. Mal sehen was wir hier bewegen können. Solltest Du noch weitere Ideen zu möglichen Regeländerungen haben, lass es uns wissen!
      Viele Grüße
      Faxe

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  2. Jörg

    Hallo Faxe,
    mit Deinen Vorschlägen bin ich ganz bei Dir. Das wäre schon mal ein sehr guter Anfang. Vor allem in den jüngsten Fußballklassen. Dort ist das notwendiger denn je.
    Leider sind heute viele Eltern selbst „Trainer“, die quasi die Mannschaft ihres eigenen Kindes betreuen, weil einfach niemand da ist, der das sonst machen würde. Und die trauen sich dann häufig nicht, andere Eltern, die sie aus Schule und Kiga kennen, zurechtzuweisen.
    Auch das Modell der sogenannten Fairplay-Liga war bzw. ist theoretisch ein guter Ansatz, scheitert aber sicher oft daran, dass viele Eltern ihre Kinder vor den Spielen entsprechend „Einnorden“. Zwar ist hier schon mal der Vorteil, dass kein Schiedsrichter beleidigt werden kann, dafür streiten sich aber die Eltern dann untereinander.
    Leider vergessen viele, dass die Kids gerade in jungen Jahren einfach Spaß an diesem schönen Spiel haben wollen. Man hat aber den Eindruck, dass in unserer Leistungsgesellschaft das eigene Kind immer besser als das andere sein und immer möglichst gewinnen muss. Wenn das nicht klappt, dann wird schnell ein Schuldiger gesucht, denn die Niederlage eines Kindes wird dann als persönliche Niederlage für die Eltern empfunden.
    In diesem Zusammenhang finde ich Eure „vier größten Irrtümer im Jugendfußball“ einfach treffend. Das sollte eigentlich als Clip vor jeder Sportschau laufen!!!
    Denn im Fernsehen folgt meiner Meinung nach das allergrößte Problem: Die sogenannten „Vorbilder“ aus dem Profibereich.
    Das Fernsehen sendet laufend den Slogan „Fairplay & Respect“ . Kontraproduktiv dazu werden dann auch Spieler eingeblendet, die sich völlig gegensätzlich auf dem Platz vor allem gegenüber Schiedsrichter verhalten. Ich denke da insbesondere an einen Spieler von PSG.
    Aber nicht nur Eltern haben Vorbildfunktion sondern auch qualifizierte Trainer, von denen es auch im Jugendbereich sehr viele gibt, die sich gegenüber Schiedsrichtern am Verhalten des einen oder anderen BL-Trainers orientieren.
    Dass es für Trainer und Spieler auch Strafen für Fehlverhalten gibt, kommt bei unseren Kindern nicht an, denn sie merken sich nur das, was sie sehen und handeln auch danach.
    Daher ist es umso wichtiger, dass wir Trainer nicht nur immer wieder auf Fairplay und Respekt hinweisen, sondern dass wir das auch Vorleben.

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    1. Faxe

      Hallo Jörg
      Wir beobachten genau die gleiche Entwicklung. Der Ehrgeiz der Eltern macht das Ausbilden in fußballerischer wie menschlicher Hinsicht enorm schwer. Vielleicht sollten wir versuchen die Eltern in Ihrem Verhalten zu schulen und auch über die Wirkung von Fehlverhalten aufklären. Ganz häufig habe ich den Eindruck, dass sich Eltern nicht im Klaren sind, welche Auswirkung ein verbaler Angriff auf den Schiedsrichter auf das Verhalten der eigenen Kinder hat. In der MFS versuchen wir unsere Eltern vor der Saison hierüber aufzuklären, zu informieren und vereinbaren mit Ihnen einen Verhaltenskodex gegenüber dem Gegner und auch dem Schiedsrichter. Trotz alledem fällt es manchen Eltern schwer die Emotionen zurückzuhalten. Daher sammeln wir unsere Eltern stets hinter uns Trainern zusammen um dieser Sache herr zu werden.
      Leider sind unsere Profis nicht immer die besten Vorbilder. Allerdings sind Profis meist auch noch sehr jung und machen daher auch ab und an unvernünftige Dinge. Am besten wäre die Medien beleuchten diese Dinge nicht, wie Du schon gesagt hast. Aber genau das interessiert den Zuschauer vermutlich am meisten. Ich komme immer wieder zu dem Schluss, dass wir Trainer extrem gefragt sind den Eltern und den Kindern dabei zu helfen sich besser zu verhalten. Vielen Dank für Deine Unterstützung!!
      Bis Bald Faxe

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  3. marcel

    Hi Faxe,

    erstmal wollte ich sagen, dass ich großer Fan Eurer Philosophie, DVDs, Artikeln usw. bin. Ich bin selber Trainer einer F- Junioren Mannschaft und benutze viel von Eurem Material. Wir trainieren sogar ganz bewusst ohne Eltern und gönnen den Kindern somit eine Elternfreie Trainingseinheit. Das hilft den Kindern enorm sich frei zu entfalten und somit besser entwickeln zu können. Aus den Gründen die Du angesprochen hast wird im Fußballkreis Köln, bis einschließlich zur E Jugend in der so genannten „FairPlayLiga“ gespielt. Das bedeutet ohne Schiedsrichter, die Kinder sollen selber entscheiden. Die Eltern dürfen nicht näher als (ich glaube) 9 oder 12m an das Spielfeld ran. Auch gibt es eine Coachingzone, für die Trainer und es wird ohne Wertung gespielt. Also keine öffentlichen Ergebnisse und Tabellen Die Erfahrungen die wir bis jetzt gemacht haben sind sehr positiv.
    Für alle Interessierten, hier ein paar mehr infos http://www.fvm.de/fairplayliga.html

    An das MFS Team, macht weiter so und schade, dass Ihr soweit weg seid 😉
    VG Marcel

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    1. David Niedermeier Beitragsautor

      Hallo Marcel
      Vielen dank für die Blumen! Das freut uns wirklich sehr!! Wir versprechen uns weiterhin die größte Mühe zu geben.
      Ich finde die Idee der Fairplay- Liga super, allerdings haben wir in München auch damit ab und zu Probleme. Gerade wenn zwei sehr ambitionierte Teams mit vielen ehrgeizigen Eltern und Trainern aufeinander treffen. Nur zu Beginn wurden die Regeln der Fairplay- Liga eingehalten. Nach und nach wirkten die Eltern und Trainer von außen so stark auf die Kinder ein, dass es bald auch zwischen den Kindern keine Lösung mehr gab:)
      Das einzige was ich an der Fairplay-Liga kritisiere ist, dass niemand für die Einhaltung der Regeln anwesend ist. jemand der dafür sorgt, dass die Kinder alleine entscheiden können. Vielleicht bräuchten wir eine Art Eltern- und Trainerschiedsrichter, der sich nur um das Verhalten außerhalb des Spielfeldes kümmert. Aber wer möchte so etwas übernehmen? Ist wirklich ein schwieriges Thema

      Viele Grüße
      Faxe

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